Mercedes-Benz setzt für seine gewerblichen Transporter ab kommendem Jahr auf E-Mobilität. Ab Sommer 2018 soll als erstes Modell ein eVito verfügbar sein, teilte das Unternehmen am Montag in Berlin mit. Weitere Baureihen sollen ab 2019 folgen. "Wir sind von der Notwendigkeit des elektrischen Antriebs in unseren Vans überzeugt, allen voran im innerstädtischen Bereich", sagte Volker Mornhinweg, Leiter der Vans-Sparte. Auf den elektrischen Vito soll 2019 der eSprinter folgen. Ziel sei es, von der Personenbeförderung bis zum Gütertransport komplett auf Elektroantrieb zu setzen.
Mit seinem Angebot will das Unternehmen auf Lösungen setzen, die sich maßgeschneidert an die Bedürfnisse der jeweiligen Branche, die Fuhrparkgröße sowie die Ladeinfrastruktur auf dem Firmengelände anpassen sollen. Vernetzung und Finanzierung sollen bereits in der Frühphase der Planung berücksichtigt werden.
Gegen andere Anbieter will sich Mercedes-Benz mit einem Rundum-Service profilieren, das zum Beispiel auch ein Trainingsprogramm für Fahrer der Elektro-Flotte enthält. Erweitert werden soll das Angebot durch einen Mietservice ("Van to Share") etwa bei Engpässen, das ähnlich wie Daimlers Car-Sharing-Angebot "Car2Go" funktionieren soll, bei dem sich ein Wagen per App buchen lässt.
Der Einsatz der neuen Elektro-Flotten sei vorwiegend in Städten gedacht, wobei alle Branchen angesprochen werden sollen, sagte Benjamin Kaehler, Leiter der Sparte "eDrive@Vans". In einer Pilotphase soll ab Frühjahr gemeinsam mit dem Logistik-Dienstleister Hermes als strategischem Partner zunächst in Hamburg und Stuttgart das Service-Angebot weiterentwickelt werden. Danach soll die Elektroflotte in der Paketzustellung eingesetzt werden und bis 2020 rund 1.500 Vito und Sprinter umfassen.
Bis zu 150 Kilometer Reichweite
Die Bestellliste für den eVito hat Mercedes ab sofort geöffnet. Für die ersten 1.000 Order, die auf der Microsite www.jetzt-elektrovan.mercedes-benz.de eingehen, gibt es zusätzlich ein Servicepaket inklusive Wallbox. Die maximale Reichweite des Newcomers wird mit 150 Kilometern angegeben. "Selbst bei ungünstigen Rahmenbedingungen wie niedrigen Außentemperaturen und voller Beladung" sollen laut Werk 100 Kilometer möglich sein. Innerhalb von rund sechs Stunden kann die Batterie, die von der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive stammt, vollständig aufgeladen werden.
Der E-Motor liefert 84 kW / 114 PS und 300 Newtonmeter Drehmoment. Bei der Höchstgeschwindigkeit hat der Kunde zwei Optionen: ein Maximaltempo von 80 km/h für Fahrten in der Stadtverkehr und in Ballungszentren oder bis zu 120 km/h für längere Etappen. Zur Wahl stehen zwei unterschiedliche Radständen – lang und extralang – sowie die Varianten Lieferwagen oder Personentransporter. Der eVito bietet mehr als 1.000 Kilogramm Zuladung und bis zu 6,6 Kubikmeter Ladevolumen.
Traditionelle Automobilhersteller stehen derzeit wegen des anstehenden Paradigmenwechsels in der Branche stark unter Druck. Erst vergangene Woche hatte Tesla-Chef Elon Musk eine neue Flotte von elektrischen Sattelschleppern angekündigt, mit der der Elektro-Pionier sich einen Zugang zur Logistik- und Transport-Branche sichern will. Die Fahrzeuge sollen innerhalb von 30 Minuten für eine Reichweite von etwa 640 Kilometern aufgeladen sein.
"Post ist weiterhin ein guter Kunde"
Hierzulande war zuletzt die Deutsche Post aufgrund fehlender Angebote selbst in die Produktion einer E-Flotte eingestiegen. Eine entsprechende Anfrage hatte Daimler zuvor ausgeschlagen. Dem Unternehmen werde immer wieder vorgeworfen, den Trend verschlafen zu haben, sagte Mornhinweg. "Dabei arbeiten wir seit vielen Jahren an der Elektromobilität." Heute sei der Markt aber deutlich nachhaltiger und valider, als noch vor einigen Jahren. "Die Deutsche Post ist auch weiterhin ein guter Kunde von uns." (dpa/rp)