Von Peter Maahn/SP-X
Frühere Herrscher des roten Riesenreichs schielten immer neidisch gen Westen. Während ein US-Präsident im Lincoln Continental oder Cadillac vorfuhr, mussten sich sein russisch-sowjetischer Amtskollege mit einem ZIL begnügen. Die Staatskarosse hatte zwar gewaltige Ausmaße, war aber ein barockes Relikt aus den 50er-Jahren mit stets veralteter Technik Jetzt rollt der Aurus Senat an – und Wladimir Putin höchstpersönlich übernimmt die Werbung und den Kundenfang.
Zum ersten Mal tauchte die 6,63 Meter lange und gut zwei Meter breite Limousine bei Putins Amtseinführung im vergangenen Mai auf. Ein neuer Rolls-Royce oder doch ein Bentley? Auch wegen mancher Ähnlichkeiten zu den britischen Ikonen von Macht und Reichtum waren die Spekulationen der Augenzeugen verständlich. Bis dann das Geheimnis gelüftet wurde. Eine neu gegründete russische Autofirma hat das Luxusmobil entwickelt und geht jetzt an den Start.
Den Aurus Senat gibt es in zwei Versionen: Ein langes Modell mit 4,30 Meter Radstand und bis zu sieben Plätzen und eine um einen Meter kürzere Ausgabe (5,63 Meter). Ein Rundum-Panzerung, die vor Schüssen und Explosionen schützen soll, ist dem Edelmodell vorbehalten.
Mit Elektro-Unterstützung
Gemeinsam haben die "Senatoren" einen 4,4 Liter-Achtyzlinder-Motor, der 440 kW / 598 PS an alle vier Räder schickt. An Bord ist als zusätzliche Unterstützung ein rund 75 kW / 102 PS starker Elektromotor. Der Großteil der modernen Technik wurde in Russland entwickelt, auch die Neungang-Automatik oder das elektronisch geregelte Fahrwerk. Bei den komplett vorhandenen Assistenzsystemen halfen die üblichen Zulieferer, die auch Mercedes-Benz oder BMW versorgen.
Auch wenn die Russen noch keinen Blick in den Innenraum zulassen, versprechen die Gestaltungsoptionen Luxus und Überfluss pur. Holz, Leder und was sonst noch edel und teuer ist, können bestellt werden. Das alles für einen Preis, der sicher im hohen sechsstelligen Euro-Bereich liegen wird, aber noch ein Staatsgeheimnis ist.
Industrie- und Handelsminister Denis Manturov klang fast euphorisch, als er kürzlich auf der Moskauer Autoausstellung das Premieren-Tuch vom Aurus Senat zog: "Zum ersten Mal in der russischen Geschichte haben wir hier ein Luxusauto, das wir auch verkaufen können." Damit spielte er auf die Vergangenheit an, in der die ZIL-Limousine nur den höchsten Staatsdienern vorbehalten war. Doch auch in der neuen Zeit wird sich Zahl der Kunden in Grenzen halten. Was aber auch für einen Bentley oder Maybach gilt.
Die West-Premiere des Aurus ist im nächsten Frühjahr auf dem Genfer Salon. Als nächstes Ziel plant die ehrgeizige Firma die Entwicklung eines SUV und eines großen Vans. Wie russische Medien berichten, könnte das SUV auf den Namen "Komendant" und der Mehrsitzer auf "Kortezh" (Ehrengarde) hören. Zunächst will das Unternehmen 5.000 Autos pro Jahr in Russland bauen.