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90 Jahre Skoda Superb: Für Präsidenten und Familien

02.01.2023 06:56 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der Skoda Superb darf auf eine 90-jährige Tradition zurückblicken.
© Foto: Skoda

Es sind nicht nur die Kleinen, mit denen Škoda große Erfolge einfährt. Auch auf Autos von Format verstehen sich die Tschechen offenbar besser als viele andere, wie das Marken-Flaggschiff Superb seit 90 Jahren zeigt. Diese bezahlbare böhmische Vision von Oberklasse gefällt Staatspräsidenten ebenso wie Familien.  

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Ganz schön mutig, diese Tschechen. Während andere in der Mittelklasse nur noch mit SUVs unterwegs sind und Volkswagen den neuen Passat lediglich als Kombi ins Rennen schickt, lanciert Škoda den konstruktiv verwandten Superb auch in frischer fünfter Generation sowohl als praktischen „Combi“ wie als elegante, 4,91 Meter lange Limousine. Allerdings scheint der Erfolg Škoda zu bestätigen, denn das Flaggschiffmodell der Marke wird mit Unterbrechung seit 90 Jahren angeboten, und jede der ersten vier Generation toppte die Verkaufszahlen ihres Vorgängers.

So richtig rund läuft es für den Superb seit Škoda zum VW-Konzern gehört. Während die von 1934 bis 1949 gebauten Superb den Glamour böhmischer Handwerkskunst in die kleine Klasse der Repräsentationsfahrzeuge trugen, wurden von den ab 2001 aufgelegten Superb schon 1,55 Millionen Fahrzeuge verkauft, davon rund 265.000 in Deutschland. Der Škoda Superb ist unkonventionell durch kreativen Luxus, den es in der bezahlbaren Mittelklasse sonst nicht gibt. So überrascht der Tscheche mit Details wie Leuchteinheiten im Stil böhmischer Glaskunst, und im Fond bietet er das Raumangebot einer Chauffeurslimousine – tatsächlich dient er sogar als Staatskarosse.


90 Jahre Skoda Superb

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Škoda gelang, was anderen osteuropäischen Marken verwehrt blieb: Der Aufstieg zum Generalisten mit einem Programm vom Kleinwagen bis zur großzügig dimensionierten und leise laufenden Reiselimousine Superb, die auch EU-Abgeordnete, Minister, tschechische Präsidenten und Konzernlenker für repräsentative Zwecke nutzen. Diese Vision erschwinglicher Oberklasse mit hohem Fahrkomfort verfolgten bereits die Unternehmer Václav Laurin und Václav Klement, als sie 1895 das Škoda-Vorläufer-Unternehmen L&K gründeten, dessen Namenssignet bis heute die luxuriösesten Škoda-Ausstattungslinie kennzeichnet. Zu den Besten zählen wollte das in Mladá Boleslav, ansässige Unternehmen L&K von Beginn an.

Der Buchhändler Václav Klement hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts über die Unzuverlässigkeit seines Fahrrades deutscher Fertigung geärgert und deshalb den Fahrradmechaniker Laurin überzeugt, eine eigene Zweiradproduktion einzurichten, die 1905 um Automobile erweitert wurde. Rasch gewann L&K europaweit als Premiumfabrikat Anerkennung, musste aber 1925 mit dem Škoda-Konzern fusionieren, um gegen die einheimischen Konkurrenten Tatra und Praga zu bestehen. Mit dem qualitativ und technisch anspruchsvollen Superb setzte dann Škoda 1934 den ersten großen Scoop im europäischen Oberhaus.


Skoda Superb (2024)

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Luxus und Fortschritt wurden damals vor allem von deutschen und französischen Herstellern definiert, darunter Mercedes-Benz, Horch, Delage oder Voisin. Nicht wenige der europaweit rund 20 Luxusmarken standen nach der Weltwirtschaftskrise am finanziellen Abgrund, und in diesem Umfeld präsentierte der finanzstarke Škoda-Konzern die Typenfamilie 637 D und K, sowie 639 und 640 mit modernem Zentralrohrrahmen-Chassis und fortschrittlicher Einzelradaufhängung.

Der Modellname Regent sollte die relativ preiswerten Škoda-Spitzenmodelle als neue Herrscher im Premiumsegment ausweisen, dann aber ersann Karel Hrdlička, Topmanager des Automobilwerks in Mladá Boleslav, den Modellnamen Superb. Schließlich gab es schon Fahrzeuge, etwa von Opel, die als Regent vermarktet worden waren. Die Superb-Story begann mit dem 5,50 Meter langen Škoda Typ 640, angetrieben von einem drehmomentstarken Sechszylinder.

Hubraum und Leistung des seitengesteuerten Sechszylinders wurden stufenweise vergrößert, von 2,5 Liter auf 2,7 und 2,9 Liter, ehe Škoda 1938 im Superb 3000 mit einem 3,1-Liter-Aggregat auf das zukunftsweisende OHV-Prinzip mit Ventilen im Zylinderkopf wechselte. Und noch eine Innovation zeichnete den Superb 3000 aus: Die moderne 12-Volt-Bordelektrik, die erst 30 Jahre später Standard im Automobilbau wurde.

Keine feine Familie ohne Achtzylinder: Diesen lieferte Škoda 1938 im 5,70 Meter langen Superb 4000, ein prestigieuses Auto, das nicht durch übermäßige Kraft, sondern durch Laufkultur finanzstarke Kunden gewann. Im Modelljahr 1939 zählte der Škoda Superb endgültig zur automobilen Haute Couture, speziell als exklusives Landaulet und Chauffeurslimousine mit Trennwand oder mit auf Kundenwunsch angefertigter Karosserie. Diese Stilikonen gönnten sich auch Käufer, die sonst den Stern auf der Haube präferierten.

Ein Glanz, dem der Zweite Weltkrieg ein Ende setzte. Nun musste Škoda den Superb zwangsweise für die deutschen Besatzer bauen, die ihn als Kommandeurswagen einsetzten. Ab Ende 1945 folgten die Verstaatlichung der Škoda-Werke und Vorgaben der Planwirtschaft. Dazu zählte von 1946 bis 1949 ein kurzes Wiederaufleben des Superb, zuletzt in frischem Design, mit dem sich Prominente, Politgrößen und Staatsführung gerne schmückten, ehe diese Rolle 1950 zuerst dem 4,5-Tonnen-Koloss Škoda VOS und später Tatra-Limousinen zugeordnet wurde. Škoda baute nun nur noch Volksautos – bis der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West fiel.

Schon 1991 entschied sich die Prager Regierung für den Verkauf von Škoda an Volkswagen, und unter dem Dach der Wolfsburger zählte Škoda bald zu den größten europäischen Autoherstellern. Was Škoda fehlte, war ein automobiles Aushängeschild, das einen Hauch Glamour vermittelt.

Im Jahr 2001 war es soweit: Sein zehnjähriges Jubiläum als Marke im VW-Konzern feierte Škoda mit der Studie Montreux im mondänen Umfeld des Genfer Automobilsalons. Nur sechs Monate später wurde aus dem Montreux der Superb, eine moderne Limousine, die sich technische Komponenten mit dem VW Passat teilte, aber dank langen Radstands repräsentative Funktionen übernehmen konnte: Václav Klaus, von 2003 bis 2013 Präsident der Tschechischen Republik, hatte mit dem Superb die erste Staatskarosse nationaler Herkunft. Auch Ministerien und EU-Repräsentanten nutzen die obere Mittelklasse, und in China lieferte das Škoda-Flaggschiff die Vorlage für den VW Passat Lingyu.


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Richtig durchstarten konnte der Superb 2008 in dritter Generation. Jetzt gab es die Fastbacklimousine mit raffinierter zweigeteilter Heckklappe und als familienfreundlichen Kombi. Unter der Haube des weiterhin preisgünstig positionierten Superb arbeiteten die bekannt knausrigen TDI-Diesel aus dem VW-Konzern-Programm und Benziner, bis hin zum 3,6-Liter-Sechszylinder inklusive Allradantrieb. Damit differenzierte sich der Superb klar von Wettbewerbern wie Ford Mondeo oder Opel Insignia, die er schließlich überlebte.

Škoda spürt scheinbar besser, was SUV-Verweigerer wollen, jedenfalls legte der Superb-Absatz auch in der 2015 eingeführten vierten Generation zu. Wichtigster Markt für das Flaggschiff ist heute Deutschland. Den 90. Geburtstag der Baureihe zelebriert Škoda mit einem neuen Superb.

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