Normen
Lässt der anhaltende Trend zu markenspezifischen Motorölnormen die übergreifenden Normenkataloge ACEA und API ins Hintertreffen oder gar in Vergessenheit geraten? Eine Bestandsaufnahme.
Es begann Ende der 1980er Jahre mit den drei VW-spezifischen Motorölnormen 50000 (Leichtlauf), 50101 (Mehrbereich) und 50500 (Turbodiesel). Später kamen Mercedes-Benz mit dem System „Assyst“ und BMW mit „Longlife“ hinzu. Gemessen an Komplikationsgrad und Zahl betroffener Fahrzeuge, erlebte der Trend zu markenspezifischen Motorölnormen 1999 mit der Wartungsintervallverlängerung (WIV) bei Audi, VW und später Skoda einen Höhepunkt. Vier exis-tierende und ebenso viele neue Normen, Letztere, abgesehen von 50301, nicht rückwärts kompatibel sowie mit einigen Querschüssen, Ausnahmen und Ausnahmen von den Ausnahmen versehen, brachten Werkstattprofis bei der zuvor völlig un-komplizierten, alltäglichen Tätigkeit Öl-wechsel dem Rand des Wahnsinns nah.
Wie ist die Situation heute? Bei den drei genannten Volkswagen-Konzernmarken trat mit der Notwendigkeit von Low-Ash-Ölen und der Rückbesinnung auf zwei Hauptnormen (50400 und 50700) Beruhigung ein. Der Trend zu markenspezifischen Motorölnormen war damit aber nicht gebrochen – im Gegenteil (vgl. Ta-belle unten). Es folgte unter anderem Opel, wobei das Chaos deutlich kleiner ausfiel und man inzwischen vom flexiblen zum Festintervall zurückkehrte. Als jüngster Nutzer markenspezifischer Motorölnor-men fiel Fiat samt Alfa Romeo und Lancia auf. Dazu mehr in einer der nächsten Aus-gaben von asp Auto Service Praxis.
Basis markenspezifischer Normen
Haben die beiden übergreifenden Normenkataloge ACEA (Kürzel für Association des Constructeurs Européens d’Automo-biles) und API (Kürzel für American Pe-troleum Institute) somit ausgedient? Nein, sie sind noch immer die Grundlage auch der markenspezifischen Motorölnormen. Die auch als kleinste gemeinsame Nenner zu bezeichnenden Normenkataloge wer-den als Basis herangezogen, und zwar nicht nur bei der chemisch-physikalischen Fi-xierung neuer Öle, auch bei Prüfstands-tests. Apropos: ACEA 2008 ergab hierbei eine Verschärfung, denn einige Hersteller wechselten zu moderneren Prüfmotoren.
Abhängig davon, in welchen Teilen der Welt die Fahrzeuge verkauft werden sollen, richtet sich ein Automobil- oder Motorenhersteller mehr nach dem europäischen und/oder dem amerikanischen Normenkatalog. Auch das Verbrennungsprinzip spielt eine Rolle: Der US-amerikanische Normenkatalog API hat für Dieselmotoren nicht allzu viel übrig – noch nicht. pd
Trend zu markenspezifischen Motorölen
Motoröle
Pkw-Marken
nach eigenen Normen
Alfa Romeo, Audi, BMW, Chevrolet (Benziner), Citroën, Fiat, Ford, Jaguar, Lancia, Land Rover, Mercedes-Benz, Mini, Mitsubishi, Opel, Peugeot, Porsche, Renault, Saab, Volvo, VW
ohne eigene Normen
Chevrolet (Diesel), Chrysler, Daihatsu, Dodge, Honda, Hyundai, Jeep, Kia, Lada, Mazda, Nissan, Subaru, Suzuki, Toyota
- Ausgabe 6/2010 Seite 16 (135.8 KB, PDF)