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Dongle-Lösungen: Vom Auto zum Smartcar

18.01.2018 11:00 Uhr
Dongle-Lösungen mit zugehöriger App ermöglichen dem Kunden tiefere Einblicke in sein Fahrzeug und der Werkstatt eine bessere Kundenbindung.
© Foto: Adobestock.com/zapp2photo

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Gute Nachrichten zum Jahresbeginn für den freien Werkstattmarkt: EU-Parlament, -Kommission und -Ministerrat haben sich auf eine Reform der Typgenehmigung geeinigt. Die bisherige Rahmenrichtlinie wird ab 2020 durch eine neue, für alle EU-Staaten einheitliche und vor allem verbindliche Typgenehmigungs-Rahmenverordnung abgelöst, deren Einhaltung strenger überwacht wird. Gleichzeitig werden durch die neue Verordnung wettbewerbsbehindernde Auslegungen der Regeln seitens der Fahrzeughersteller (OEM) nicht mehr geduldet. In der Verordnung wird eindeutig festgehalten, dass technische Informationen künftig in maschinenlesbarer Form zur Verfügung gestellt werden müssen. Außerdem bleibt die OBD-Schnittstelle im Fahrzeug definitiv erhalten, ebenso muss der Zugang während der Fahrt gewährleistet sein. Noch ist unklar, ob die neue Verordnung auf den gesamten Bestandsfuhrpark Anwendung findet oder nur auf neu typgeprüfte Fahrzeuge. Dieser Punkt wird derzeit von den Juristen des Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) noch geprüft.

Somit können Werkstätten auch in Zukunft mit nachrüstbaren Telematik- Lösungen in Form von kleinen OBD-2-Steckern, sogenannten Dongles, die vorwiegende Klientel älterer Fahrzeuge ausrüsten und damit die Kundenbindung steigern.

Auf dem freien Markt sind solche Adapterlösungen in den verschiedensten Ausprägungen erhältlich. Service-Lösungen wie Drivelog von Bosch, Texa Care von Texa, PACE von Pace Telematics, ZF Openmatics oder der Bluetooth-Dongle von Continental bieten nicht nur dem Fahrer die Möglichkeit via App auf Fehlermeldungen und andere Dienste zuzugreifen. Vielmehr erkennen die Anbieter immer mehr die Bedeutung der Vernetzung für die Werkstatt und bauen ihre Angebote entsprechend aus. Mit eingebunden in diese Entwicklung ist auch immer stärker der Teilehandel, der seinerseits über Kooperationen mit den Dongle-Anbietern Lösungen anbietet oder zumindest daran arbeitet.

PV stellt seinen Werkstattpartnern mit Drivelog und PACE gleich zwei Lösungen für Telematik zum Nachrüsten mit dem Ziel der Kundenbindung zur Verfügung. Die Teilegroßhändler Wessels+Müller und Trost haben eine Partnerschaft zwischen Bosch mit dem Drivelog-System und den Partnerwerkstätten vereinbart. Matthies startet voraussichtlich Anfang 2018 mit Carespia, einer Lösung, die gemeinsam mit Continental entwickelt wurde und auf deren RVD-Plattform beruht. Coparts entwickelt derzeit innerhalb der Group Auto International eine eigene Lösung. Der Dongle soll erkennen, wie der Hersteller die PINs der OBD-2-Schnittstelle belegt hat und kann so weit mehr Informationen aus dem Fahrzeug auslesen als viele handelsübliche Stecker. ATR wiederum ist als neuer Gesellschafter der Caruso-Plattform gerade dabei, die Möglichkeiten zu sondieren und sich zu positionieren.

Hilfe geht vor

Auch der Versicherungsmarkt hat prinzipiell großes Interesse an Fahrzeugdaten, vor allem wenn es um die Meldung eines Unfallschadens geht. So bieten viele Versicherungen ihren Kunden einen Unfallmeldestecker an, der in den Zigarettenanzünder gesteckt wird und über Sensoren einen Unfall erkennt und an den Unfallmeldedienst des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV) meldet. Hier werden lediglich unfallrelevante Daten übermittelt und keine Rückschlüsse auf ein Fahrverhalten gezogen. Andere gehen den Weg über eine App für das Smartphone, die über die im Handy integrierten Gyro-Sensoren den Fahrstil junger Kunden erfassen, sofern diese an einem entsprechenden Bonus-Tarifprogramm teilnehmen. Unternehmen wie die Allianz oder AXA betonen, dass weder über die Unfallmeldestecker noch die Bonusprogramme Schadensteuerung oder Fahrer-Überwachung betrieben wird. Vielmehr gehe es für die Kunden um schnelle Hilfe im Notfall und erzielbare Rabatte in den sogenannten Telematik-Tarifen. Dazu müssen die Kunden nur über einen bestimmten Zeitraum oder eine bestimmte Fahrstrecke ihr Fahrverhalten über die App aufzeichnen lassen. Danach können Sie entscheiden, ob sie die Daten an die Versicherung schicken, die App darüber hinaus weiter betreiben oder sie löschen. Ein erzielter Rabatt bleibt in jedem Fall erhalten.

Welche Möglichkeiten es für den freien Werkstattmarkt gibt, über verschiedene Telematik-Nachrüstlösungen Kunden zu unterstützen und gleichzeitig besser an sich zu binden, zeigt unsere Übersicht.

Kurzfassung

Dongle-Lösungen erlauben der Werkstatt intensiveren Kontakt zu Kunde und Fahrzeug. Der IAM bietet Lösungen an, die weit über das reine Auslesen von Fehlermeldungen hinausgehen. Werkstätten können so zusätzliche Serviceangebote generieren.

Lösungen für den freien Werkstattmarkt im Überblick

Bosch Drivelog Connect Zielgruppe: Endkunden, verkaufende Werkstatt kann als Favorit hinterlegt werden, in Verbindung mit dem Internetportal Drivelog. de kann die Werkstatt ihr Profil, einen Online-Terminplaner und Sofort-Preis-Kalkulator hinterlegen.Funktionen: Fehlercodes oder die Ursache leuchtender Warnlampen werden ausgelesen und erklärt. Direkt über die App kann ein Werkstatttermin bei einer hinterlegten Werkstatt gebucht werden. System erinnert an Service-Termine. Pannenservice der App übermittelt auf Wunsch des Fahrers die Fahrzeugposition an einen Pannendienst inklusive Fehlercode für schnellere Diagnose. Fungiert außerdem als digitales Fahrtenbuch, der "Live-Monitor" analysiert das Fahrverhalten und zeigt Einsparpotenziale auf. Auslesen herstellerspezifischer Daten wie Serviceintervalle, Ölstand oder Tankfüllstand. Integriert ist ein Carfinder.Datenübertragung: BluetoothSicherheit: Verschlüsselte Kommunikation, Gerät kann nur auslesen, kein Zugriff auf sicherheitsrelevante Systeme, kein Löschen von FehlermeldungenPreis: ca. 70 Euro, App kostenlos für Android und iOs

Carly Zielgruppe: Endkunden, Werkstätten, Händler, Partner wie Versicherungen, Autovermietung etc.Funktionen: Derzeit sind Adapter für VAG-Modelle, BMW, Mercedes, Porsche verfügbar. Ermöglicht Tiefendiagnose durch Mulitplex-Verfahren, Auslesen und Löschen von Fehlercodes, Volltext-Beschreibung der Fehlercodes, Fehler-Report. Gebrauchtwagencheck gegen Tachomanipulation, Kodierung neuer KomfortfunktionenWerkstatt: Kostengünstige Alternative zu Diagnosetools der Hersteller, Fehlerdiagnose, GW-CheckHändler: eigene App für Händler auf AutoScout24Gutachter: Gutachtenerstellung mit Elektronikcheck (Tachomanipulation) und GW-SiegelDatenübertragung: Bluetooth oder USB-Kabel, Systemanalyse im Multiplex-VefahrenSicherheit: Keine Abfrage und Speicherung personalisierter Daten. App arbeitet ohne Internet. Datensicherheit bei Übertragung Dongle zu App entspricht Standard WLAN- oder Bluetooth-Verbindung.Preis: Modellabhängig, ca. 30-70 Euro, App kostenlos für Android/iOs, Händler-/Partnerpakete auf Anfrage

Continental Zielgruppe: Werkstattverbände, Handelsunternehmen, FlottenbetreiberFunktionen: Fokus auf herstellerspezifische Daten wie Kilometerstände, Tankfüllstände, servicerelevante Informationen (dynamische Serviceintervalle), je nach Hersteller auch Bremsenverschleiß, Ölfüllstand, Batteriezustand, entsprechende Fehlercodes. Ersatzteilbestellung aus dem System herausDatenübertragung: Bluetooth, Version mit SIM-Karte in Entwicklung, an Smartphone oder TCUSicherheit: Dongle kann nur begrenzte Zahl an (Abfrage-) Befehlen ausführen, unbekannte Befehle werden abgeblockt (Zugriff von außen). Jeder Dongle wird vor Inbetriebnahme authentifiziert. Sowohl Verbindung zwischen Dongle und RVD-Backend als auch die Inhalte komplett verschlüsselt (End-to-End-Security)Preis: Ausschließlich als Bestandteil der Gesamtlösung aus Dongle und RVD-Plattform (Remote-Vehicle-Data) über Werkstattverbund, Handelsunternehmen oder Flottenbetreiber erhältlich.

ZF Openmatics Vivaldi Zielgruppe: Flottenmanagement, Car-Sharing, WerkstättenFunktionen: Auslesen markenspezifischer Fzg.- Daten (> 70 Marken), Fahrzeugortung, digitaler Tachograph, digitales Fahrtenbuch, Überwachung von Fahrverhalten zur Kraftstoffeinsparung, Verschleißminderung und Unfallverhütung (durch Nachschulung), GPS-Navigationstool, Fahrerassistenzsyteme, drahtlose InternetverbindungWerkstatt: Kooperation mit GAS, alle Kfz Helpline-Partner standardmäßig auf Live-Dashboard gelistet, Verkauf durch Werkstatt an Kunde möglich zur stärkeren Einbindung in Wartungs- und ReparaturprozessDatenübertragung: Kommunikation über MicroSIM, unterstützt Bluetooth und WLAN, Fahrer-App und Dashboard im jeweiligen UnternehmenSicherheit: Aktuelle Datenschutzrichtlinien. Daten werden automatisch permanent an eine Cloud gesendet.Preis: Marktstart in 2018, Preis steht noch nicht fest.

PACE Zielgruppe: Endkunden, WerkstattFunktionen: Endkunde: Performance Monitor zeigt Leistungswerte des Autos in Echtzeit, Auslesen und Erklärung der Fehlercodes, Tipps zur Fehlerbehebung und Löschen des Fehlerspreichers, Autofinder, Benzinkostentracking, Tankstellenfinder, Spritspartrainer, Automatischer Notruf, elektronisches Fahrtenbuch (Finanzamtkonform), Traffic Monitor.Werkstatt: Derzeit befindet sich ein Dealer Dashboard in der Pilotphase. Die Werkstatt hat Zugang zu VIN, Laufleistung und Fehlercodes. Auto und Werkstatt kommunizieren über die PACECloud. Möglichkeit der direkten Kommunikation mit dem Kunden über PUSH-Nachrichten (Marketing) und verbesserte Kundenbindung.Datenübertragung: Bluetooth, kostenlose App für Android und iOsSicherheit: Deutsche Sicherheitsstandards, Server in DeutschlandPreis: PACE Link One 119,- Euro

TankTaler Zielgruppe: Endkunden, WerkstättenFunktionen: Für Endkunde Tankstellenfinder, Live-Motordaten, Fehlercodes, Batteriespannung, Füllstände, Bestimmung von Fahrzeugposition und -bewegung über Gyro-Sensor, Notruffunktion Unfall und Panne, digitales Fahrtenbuch (Finanzamtkonform). Sammeln von Bonuspunkten, z.B. beim TankenWerkstatt: App-Kampagnen, z. B. zu regionalen Angeboten, Kundenansprache über die App. Derzeit im Aufbau: Übermittlung von Fehlercodes über die TankTaler-Zentrale an die Werkstatt, direkt Übermittlung nur mit Kundeneinwilligung. In Planung: Sponsoring, d. h. die Werkstatt stattet alle Kundenfahrzeuge mit TankTaler aus inklusive eigenem Branding für fixen Jahresbeitrag. Werkstatthinterlegung bei Pannen-Notruf in PlanungDatenübertragung: Integrierte SIM-Karte mit Vodafon-Vertrag, LTE, kostenlose App für Android und iOsSicherheit: Datenschutz entsprechend deutscher Vorschriften, Server in DeutschlandPreis: ca. 100 Euro (Kauf), 40 Euro Jahresmiete

TEXA CARe Zielgruppe: Endkunden, WerkstättenFunktionen: Unfallnotruf über TE-XA-Zentrale (SOSplus-Abo) oder autorisierte Ansprechpartner, überwacht Verschleiß, Fehlercodes, Wartungstermine etc. und meldet sie an Fahrer und autorisierte Werkstatt (Online-Diagnose), meldet auch Fälligkeiten von Kfz-Steuer, Versicherung oder HU-Terminen, über die App können Dienstleistungen angeboten werden.Werkstatt: Die Vermarktung über Werkstätten läuft derzeit vor allem über große Partner wie Fahrzeughersteller, Teilelieferanten, Werkstattausrüster und Werkstattketten, die dann auch die Kosten festlegen.Datenübertragung: Bluetooth, Android und iOsSicherheit: Entspricht den aktuellen Datenschutzbestimmungen, Positionsdaten werden nur bei Unfall übermittelt, Fahrzeugdaten werden nur an autorisierte Werkstatt übermittelt.Preis: UVP 99,- Euro, SOSplus-Abo 2,99 Euro/Monat

Telekom Car Connect Adapter Zielgruppe: EndkundenFunktion: OBD-2-Stecker, der via Mobilfunk einen WLAN-Hotspot im Fahrzeug erzeugt (inklusive 10 MB Highspeed-Volumen), Hot Spot für bis zu fünf Geräte, Benachrichtigung bei Autorempler oder Diebstahl, Tracking-Funktion, Fahrzeug- Monitoring in Echtzeit, Batterie und Fehlermeldungen, Fahrstil-Überwachung, Geschwindigkeitsüberschreitung. Inklusive Car-Connect App, LTE mit bis zu 100MBit/s.Datenübertragung: MicroSIM, CarConnect App, für Android und iOsSicherheit: Entspricht dem Datenschutz vergleichbar eines WLAN zuhause.Preis: 49,95 Euro ohne Vertrag, 1 Euro mit Tarif CombiCard Car 10 (monatl. 9,95 Euro)

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