Vor wenigen Tagen ist ein großes Gebrauchtwagenportal mit der Meldung an die Öffentlichkeit getreten, künftig auch Werkstattleistungen, insbesondere Wartungsdienste über das Internet zu vermarkten. Ziel sei es, Werkstätten und Autohäusern noch mehr Kunden zuzuführen, vor allem solche, die preissensibel sind und nach mehr Preistransparenz verlangen. Was in einem Pilotgebiet mit über 200 Werkstätten im Dezember startet, soll später bundesweit stattfinden und auch auf andere Reparaturen ausgeweitet werden. Die Ankündigung hatte schon im Oktober ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk auf den Plan gerufen, der allen Servicebetrieben mehr oder weniger offen nahegelegt hatte, ihre Zusammenarbeit mit dem Portalanbieter zu überdenken.
Ob der Aufruf Wirkung zeigt, ist noch nicht erkennbar. Die Frage ist aber auch, ob sich die Aufregung lohnt. Die viel beschworene Preistransparenz setzt voraus, dass die angebotenen Leistungen absolut identisch sind. Die Transparenz ist schon dann zum Teufel, wenn die Anbieter im Internet Betriebsstoffe und Ersatzteile unterschiedlicher Qualität berechnen. Echte Transparenz setzt zudem voraus, dass möglichst viele potenzielle Anbieter ihre Angebote ins Internet einstellen. Danach sieht es im Moment nicht aus.
Zumal Servicebetriebe wissen, dass sich der preissensible Schnäppchenjäger in der Regel nur schwer zum Stammkunden entwickelt.
Zweifellos ist das Internet ein wichtiges Medium für die Ansprache von Neukunden und zur Anbahnung von Geschäften. Ob es dazu taugt, nur bedingt standardisierbare, weil auch von individuellen Faktoren (Fahrweise, Pflegezustand etc.) abhängige technische Dienstleistungen im großen Stil zu vermarkten, scheint heute eher fraglich.
Frank Schlieben, Chefredakteur
- Ausgabe 11/2011 Seite 3 (105.0 KB, PDF)