Von Thomas Maier
Ein positives Bild hat Präsident und Landesinnungsmeister Klaus Dieter Breitschwert für das bayerische Kfz-Gewerbe gezeichnet. Breitschwert sagte am vergangenen Samstag anlässlich der Mitgliederversammlung in Herzogenaurach, dass die Umsätze in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal um 7,7 Prozent gestiegen sind. Davon würden Handel und Werkstätten sowie Marken- und freie Betriebe gleichermaßen profitieren.
"Eine gute Bilanz, die uns auch für die Zukunft optimistisch stimmt", so Breitschwert. "Optimismus ist ein wichtiger Faktor für Erfolg". Auch ein Grund für die gute Stimmung sei das Vorhaben jedes dritten Autofahrers, in den nächsten 18 Monaten ein neues Auto zu kaufen. Breitschwert: "Lieber ein neues Auto statt Geld ohne Zinsen auf der Bank."
Laut Verband sind über 116.000 Männer und Frauen im weiß-blauen Kfz-Gewerbe beschäftigt, vorwiegend in mittelständischen Betrieben. Jeder fünfte Kfz-Auszubildende komme aus Bayern und jeder sechste sei einer im Kfz-Gewerbe.
Steuerbefreiung für Nachfolgereglung
Besonders im Fokus stehen momentan die Nachfolgeregungen. Breitschwert: "Wir wissen, dass in den nächsten fünf Jahren bei einem Drittel unserer Kfz-Handels- und -Handwerksbetriebe die Frage ansteht, den Betrieb zu verkaufen oder einer familieninternen Nachfolge zuzuführen. Darum werden wir von der Politik weiterhin verlangen, dass sich bei der geplanten Erbschaftssteuer-Reform die bestehende Steuerbefreiung für Nachfolger familiengeprägter Unternehmen nicht verschlechtert, wenn die Betriebe fortgeführt und die Arbeitsplätze erhalten bleiben." Unternehmerische Tätigkeiten müssten sich in Deutschland weiter lohnen, so der Präsident.
Positiv beschreibt Breitschwert auch die Betriebsberatungen durch die sieben bayerischen Kfz-Innungen bei den Mitgliedsbetrieben. Dieses kostenlose Angebot werde jetzt noch um eine betriebswirtschaftliche Beratung ergänzt, das sei beschlossen und werde durchgeführt, betonte er.
Ebenfalls als Erfolg verbuchte der Verbandschef die langjährigen Bemühungen des Fachverbandes Tankstellengewerbe. Dieser habe es diesen Sommer geschafft, einen Verhaltenskodex zwischen den Mineralölgesellschaften und Pächterverbänden zu schließen und somit das Ungleichgewicht zwischen den beiden Parteien zu verbessern. Somit soll sich der Stil und Umgang der übermächtigen Mineralölgesellschaften mit dem kleinen Tankstellenbetreibern "völlig neu prägen".
Elektromobilität zieht noch nicht
Nach der anfänglichen Euphorie hinsichtlich der Elektrofahrzeuge ist mittlerweile eine gewisse Nüchternheit an der Tagesordnung. In Bayern waren es 2014 gerade einmal 1.832 reine Elektrofahrzeuge unter den rund 600.000 neu zugelassenen Fahrzeugen. Hohe Preise, begrenzte Reichweite und zu wenige Lademöglichkeiten seien die Gründe dafür, hieß es. Auch das Thema Carsharing wird laut Breitschwert nicht so stark wachsen wie prognostiziert. "Für die Mehrheit wird es auch künftig weiterhin wichtig sein, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen – vor allem in Deutschland."
Beim Thema "Automatisiertes Fahren" appellierte Breitschwert an die Unternehmer, dass man sich auf neue Technologien einstellen müsse, die bei Weitem keine Zukunftsmusik seien. Das Kfz-Handwerk müsse dafür Sorge tragen, dass es von dieser Entwicklung nicht abgekoppelt, sondern positiv mit eingebunden werde.
Prof. Key Pousttchi entführte die Versammlungsteilnehmer in seinem Exkurs zum Thema elektronische Daten in die Welt von "Nullen und Einsen" und deren wachsender Bedeutung. Er erläuterte, wie Smartphones und Big Data Wirtschaft und Gesellschaft verändern. Das Mobiltelefon sei mittlerweile Standard und der Trend gehe zum mobilen Einkaufen – am liebste auf dem Sofa. "Mit diesem neuen Kundenverhalten muss sich auch die Kfz-Branche beschäftigen. Die neuen Technologien müssen unbedingt mit eingebunden werden. Und denken Sie dabei nicht nur an Morgen, sondern am besten gleich an Übermorgen", erklärte Pousttchi.
Breitschwert sagte, dass die Meisterbetriebe im kommenden Jahr durch die vielen Rückrufe, insbesondere von VW und Toyota, sehr gut auslastet würden. Er sei sich sicher, "dass unsere Betriebe diese Aufgaben gut bewältigen werden."
Demografische Entwicklung
Auch das Thema Ausbildung hat beim Kfz-Gewerbe einen sehr hohen Stellenwert. Die Anzahl der Bewerber nimmt auf Basis der demografischen Entwicklung zwar ab, aber die Betriebe können ihre Ausbildungsplätze noch besetzen. Spürbar sinken wird die qualitative Grundausstattung der Bewerber. Ob Flüchtlinge künftig eine stärkere Rolle spielen werden, dazu ist es noch zu früh. Sie müssen geeignet sein, nicht nur technisch oder kaufmännisch, sondern auch hinsichtlich der Sprache. "Das Kfz-Gewerbe nimmt viel Geld in die Hand, um jungen Leuten die Berufe in diesem Bereich schmackhaft zu machen. Denn wir befinden uns darüber hinaus im Wettbewerb mit anderen Berufsgruppen", unterstrich Breitschwert. Künftig müssten noch mehr Programme für lernschwache Bewerber aufgelegt werden. Was aber definitiv passiert und an oberster Stelle steht: Die Qualität wird nicht sinken.