In die vom Marktforschungsunternehmen TNS Infratest geschürte Interneteuphorie in Sachen Reifenhandel, mag der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) nicht so recht einstimmen. Die in der vergangenen Woche von den Münchner Analysten veröffentlichten Zahlen, wonach bereits sieben Millionen Autofahrer schon mindestens einmal Autoreifen oder Räder online erworben haben, hält BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler für "nicht nachvollziehbar". Eigene Analysen, sowie die von Reifenherstellern und beispielsweise des ADACs ergäben einen Distributionsanteil im Pkw-Reifenersatzgeschäft des Online-Handels (B2C) zwischen vier und acht Prozent, erklärte Drechsler gegenüber asp-Online. "Im Durchschnitt liegt er bei 6,4 Prozent". Rechne man dies auf den Reifenabsatz im Jahr 2008 um (rund 45 Millionen Pkw-Pneus), so komme man selbst bei großzügiger Rechnung nicht einmal auf eine Million Online-Käufe pro Jahr, ausgehend von einem Ersatzbedarf von vier Reifen pro Fahrzeug. Den Unterschied zwischen Marktforschungsergebnissen und den BRV-Zahlen erklärt sich Drechsler damit, "dass der Reifen nach wie vor und in zunehmendem Maße – Stichwort Reifenlabeling – ein sehr beratungsintensives Produkt ist." Aus diesem Grund glaubt man beim Verband auch nicht, dass das potenzielle Gesamtmarktvolumen für den Online-Reifenhandel bei ca. 20 Millionen Kunden liegt, wie TNS Infratest im Rahmen seines "Auto Teile Online Monitors" ermittelt hat. Zwar sei das Potenzial des E-Commerce noch nicht voll ausgeschöpft und sicherlich mit einem wachsenden Marktanteil des Online-Handels (B2C) zu rechnen, "aber dass er je in die von TNS Infratest genannten bzw. prognostizierten Regionen kommen wird, wage ich mehr als zu bezweifeln", erklärte Drechsler. Michael Dürr, bei Infratest für die Automobilmarktforschung zuständig, rechtfertigte die Ergebnisse dagegen gegenüber asp-Online. Die Zahl von sieben Millionen Kunden beziehe sich auf einen längeren Zeitraum, denn man habe ja gefragt, ob die Befragten schon einmal Reifen oder Räder online gekauft haben – egal wann. Wie viel Prozent der Kunden in der Vergangenheit tatsächlich Reifen erworben haben und wie viele Räder oder gar anderes Zubehör, konnte Dürr nicht sagen. "Was die Befragten im Detail gekauft haben bzw. wie oft, haben wir leider nicht erhoben." (ng)
Online-Reifenhandel: Verband dämpft Internet-Euphorie
Der BRV hält die vom Marktforschungsunternehmen TNS Infratest veröffentlichten Zahlen, wonach bereits sieben Millionen Autofahrer Pneus in virtuellen Shops einkaufen, für "nicht nachvollziehbar".