Von Elfriede Munsch/SP-X
In Essen dreht sich bis zum 27. Mai wieder alles um die einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße: die Reifen. Alle zwei Jahre findet die Fachmesse statt und sorgt dafür, dass die Pneus zumindest für ein paar Tage mehr Aufmerksamkeit als üblich erfahren.
Publikumswirksam präsentieren auch in diesem Jahr die Hersteller ihre schicken Pneus für Sportwagen. Besitzer von Porsche 911, Audi R8, BMW M5 oder Mercedes AMG-Modellen wollen das Potential ihrer Boliden schließlich artgerecht nutzen und investieren eifrig in die Hightech-Produkte. Mit Erfolg für die Reifenhersteller: Wächst doch das Segment der sogenannten Ultra High Performance-Reifen (UHP) stetig und lässt die Kassen klingen. Wer es krachen lassen will, wird unter anderem bei Continental (SportContact 6) oder bei Goodyear Dunlop (Goodyear Eagle F1 Asymmetric 3 und Dunlop Sport Maxx RT 2) fündig.
Nicht zu übersehen sind auch die Reifen für SUV. Ein bisschen größer darf es hier ruhig sein, sollen doch die Fahrzeuge gut aussehen und so sind 18 und 19-Zöller eher die Regel als die Ausnahme. Und wenn es noch größer und schneller sein darf? Bei Continental zum Beispiel steht der SportContact 6 SUV zurzeit mit drei Reifengrößen in 22 und 23 Zoll für die supersportlichen Geländewagen bereit. Die Rennschlappen haben eine Geschwindigkeitsfreigabe für bis zu 350 km/h.
"Brot- und Butter"-Pneus
Natürlich haben die Reifenhersteller auch ihre "Brot- und Butter"-Pneus im Gepäck. Pneus, die in verschiedenen Größen vom Kleinwagen bis zum Mittelklassemodell angeboten werden. Sie kommen als Sommer- oder Winterreifenspezialisten und machen noch das Gros der Reifenbestellungen aus. Doch ihnen erwächst Konkurrenz. Ganzjahresreifen erleben derzeit einen Boom. Dieser ist den vergangenen milden Wintern sowie höheren Kosten für Reifenwechsel durch direkt messende Reifenluftkontrollsysteme (RDKS) geschuldet. Der saisonale Wechsel entfällt mit Ganzjahresreifen, das spart Geld und Zeit.
Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) machten Ganzjahresreifen im ersten Quartal 2016 bereits 16 Prozent aller verkauften Modelle aus. Kein Wunder also, dass sie auf fast keinem Stand fehlen. Darunter alte Bekannte wie Pirelli und Vredestein, die schon seit vielen Jahren solche Pneus im Programm haben. Goodyear, das seit 30 Jahren solche Reifen produziert, erweitert sein Portfolio um den Fulda MultiControl. Aber auch Michelin oder Continental (Uniroyal) wollen sich ein Stück vom Verkaufserfolg sichern. Und Hersteller wie Nexen und Apollo haben ebenfalls das Verkaufspotential dieser Allrounder erkannt und präsentieren diese auf ihren Ständen.
Dass der klassische Winterreifen aber noch lange kein Auslaufmodell ist, zeigen die neuen Produkte für die nächste Kältesaison. Conti bringt den WinterContact TS 860, der für Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse gedacht ist, in Stellung. Der finnische Hersteller Nokian offeriert unter anderem den WR A4 Winterreifen für sportliche Autos und den Nokian WR SUV 3 (265/50 R19), der bei der Einstufung des EU-Reifenlabels sowohl für Nassgripp als auch Rollwiderstand eine A-Bewertung vermerkt. Pirelli hat den neuen Cinturato Winter in der Pipeline. Der koreanische Hersteller Kumho stellt ab Herbst den Winterreifen WP71 in die Regale der Händler.
Aus dem 3D-Drucker
Abseits der nächsten Winter- und Sommertrends bietet die Reifenmesse auch ungewöhnliche Ein- und Ausblicke. Die futuristische Studie Goodyear Eagle-360 hat mit dem klassischen Reifen nichts mehr zu tun. Der kugelförmige Reifen ist für selbstfahrende Fahrzeuge gedacht und lässt sich in allen Richtungen manövrieren. Das ermöglicht unter anderem platzsparendes Einparken, da aufgrund der Kugelform auch 360-Grad-Drehungen möglich sind. Nicht nur die Form ist neu, auch die Herstellung. Sie erfolgt nicht länger in einem Presswerk, sondern mithilfe eines 3D-Druckers.
Und ein bisschen Bling-Bling darf auch auf einer Messe für Reifen nicht fehlen. Wenn Geld keine Rolle spielt oder wer einfach staunen möchte: Z Tyre hat vier Reifen mit 24-karätigem Gold, Diamanten und Blattgold veredelt. Die rund 135.000 Euro teuren Reifen (pro Stück) sind natürlich nicht zum Fahren gedacht. Die glänzenden Ausstellungsstücke garantieren dem Hersteller aber auf jeden Fall Aufmerksamkeit.