Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält die Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten trotz der Coronavirus-Krise keineswegs für erledigt. Zwar sehe man seit März an den allermeisten Messstationen niedrigere Stickstoffdioxid-Werte, sagte DUH-Chef Jürgen Resch. Wie stark sie zurückgingen, hänge aber sehr von der unterschiedlich verringerten Verkehrsmenge und den jeweiligen Wetterbedingungen ab. Eine Station in Dortmund etwa habe zuletzt sogar höhere Werte gemessen als im Vorjahr. Der Rückgang bei den meisten Stationen sei ohnehin nicht nachhaltig. "Er wird nur so lange anhalten, bis wieder die 'Normalität' Einzug hält", sagte Resch.
Die starken Beschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft wegen der Coronavirus-Pandemie sorgen in vielen Städten derzeit für leere Straßen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Dienstag, er nehme an, dass sich das Thema in Stuttgart auch aufgrund des drastischen Rückgangs der Fahrten erledige und man nicht zu weiteren Maßnahmen greifen müsse. In der Stadt soll in Kürze auf Grundlage der jüngsten Schadstoffwerte entschieden werden, ob eine Ausweitung der Fahrverbote notwendig ist.
Mit der Stadt Mainz hatte sich die Umwelthilfe kürzlich darauf verständigt, dass die Einführung eines Diesel-Fahrverbots dort wegen der Coronavirus-Krise um drei Monate verschoben werden kann. In stärker belasteten Städten wie München oder eben Stuttgart sei so etwas aber nicht vertretbar, betonte Resch. Dort müsse gerade jetzt alles unternommen werden, um Atemwegs- und Kreislauferkrankungen aufgrund einer viel zu hohen Belastung der Luft zu verhindern.
Resch sagte, er hoffe, für alle etwa 40 von der DUH beklagten Städte in Deutschland noch in diesem Jahr rechtlich verbindliche Urteile oder Vergleiche erzielen zu können. (dpa)