Mit Blick auf Elektroautos bleiben Verbraucher skeptisch. Nur rund jeder vierte Befragte denke über eine Anschaffung nach oder halte diese sogar für "sehr wahrscheinlich", das geht aus einer repräsentativen Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands hervor. Für alle anderen kommt ein E-Auto derzeit nicht in Frage. Gründe dafür bleiben nach wie vor die aus Sicht der Befragten zu geringe Reichweite sowie hohe Anschaffungskosten. Auch die Ladeinfrastruktur halten rund 44 Prozent für nicht ausreichend.
"Trotz des aktuellen Absatzbooms bei Elektrofahrzeugen gibt es in der Bevölkerung immer noch viele Vorbehalte gegen die Elektromobilität", sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung der TÜV-Mobility Studie 2022. "Wir brauchen eine Offensive für mehr Ladestationen, eine zielgenauere Förderung und mehr günstige E-Autos für Jedermann. Und wir müssen besser darüber informieren, welchen Beitrag die Elektromobilität für den Umwelt- und Klimaschutz leisten kann", so Bühler. Schon jetzt sei die Reichweite von E-Autos für den Mobilitätsbedarf der meisten Menschen mehr als ausreichend.
Um die Klimabelastung durch den Straßenverkehr zu verringern, fordern 80 Prozent der Befragten einen beschleunigten Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), und 82 Prozent wünschen sich einen kostenfreien ÖPNV. 70 Prozent der Befragten fordern darüber hinaus einen beschleunigten Ausbau der Infrastruktur für Fahrräder und 49 Prozent wünschen sich eine finanzielle Förderung von Lastenrädern und E-Bikes.
Mehrheit für Tempolimit
Auch kontrovers diskutierte Maßnahmen finden laut Umfrage eine Mehrheit: 56 Prozent befürworten ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen (38 Prozent lehnen ab) und 49 Prozent sind für eine Verschärfung der Abgasgrenzwerte für Pkw (38 Prozent lehnen ab). Immerhin 40 Prozent befürworten ein Tempolimit von 30 km/h in Städten, 55 Prozent der Befragten sind aber dagegen. Auch eine City-Maut oder Null-Emissionszonen lehnt eine Mehrheit ab.
Fahrerassistenzsysteme immer wichtiger
Ab Juli 2022 müssen in neuen Fahrzeugtypen eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen eingebaut werden, darunter Notbremsassistent, Müdigkeitswarner oder intelligenter Geschwindigkeitsassistent. „Auch Assistenzsysteme können verschleißen“, sagte Bühler. Die empfindliche Sensorik kann durch Parkrempler oder unsachgemäße Reparaturen beeinträchtigt werden. Bühler: "Sind die Sensoren beschädigt oder falsch ausgerichtet, können sie zu Fehlfunktionen des Systems führen. Dann werden Sicherheitssysteme zum Unfallrisiko." Deshalb sei es wichtig, Funktion und Wirkung von Assistenzsystemen regelmäßig bei der Hauptuntersuchung zu überprüfen. 75 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass Assistenzsysteme von unabhängigen Stellen geprüft werden.
Auto bleibt beliebtestes Verkehrsmittel
Das eigene Auto ist und bleibt das Verkehrsmittel Nummer Eins. Rund 72 Prozent sagten, das Auto an einem gewöhnlichen Werktag zu nutzen. Vor der Corona-Krise lag dieser Anteil bei einer weiteren TÜV-Umfrage noch bei 65 Prozent. Der Anteil derjenigen, die im Alltag auch in Busse und Bahnen des ÖPNV steigen, ging im selben Zeitraum von 32 auf 25 Prozent zurück.
"Der individuelle Verkehr per Auto, Fahrrad oder Motorrädern gewinnt", so der Geschäftsführer des TÜV-Verbands. "Dagegen haben viele Menschen während der Pandemie Busse und Bahnen aus Sorge vor Ansteckung vermieden." Das heiße aber nicht, dass die Befragten sich keinen attraktiveren ÖPNV wünschten.
Mobilität: schnell ans Ziel kommen wichtig
Für die Befragten war entscheidend, dass sie schnell ans Ziel kommen (43 Prozent), verlässlich und planbar unterwegs sind (38 Prozent) und dass es wenig kostet (26 Prozent). Nur 19 Prozent der Befragten gab an, dass ihnen auch die Umweltfreundlichkeit wichtig sei. Keine andere Option erhielt demnach so wenige Stimmen.
Bei der eigenen Mobilität ist vielen Verbrauchern Flexibilität und Unabhängigkeit wichtiger als die Umweltfreundlichkeit. Rund 56 Prozent der Befragten gab an, dass sie möglichst unabhängig und flexibel unterwegs sein wollen.