Der Autosalon in Paris ist die Messe der Franzosen. Wenn Präsident François Hollande die Reihen abschreitet, findet er sie alle in der Halle 1: die drei Marken des PSA-Konzerns und Renault. In diesem Jahr schlug PSA-Chef Carlos Tavares schon einen Tag vor der Messe einen Pflock ein: mit den Mobility Days in der Hauptverwaltung an den Champs-Élysées. Zusammen mit 15 Partnern - überwiegend Start-ups - präsentierte der Firmenchef Mobilitätslösungen, mit deren Hilfe er den Kundenservice von Citroën, DS und Peugeot verbessern will. In einigen Monaten sollen die zunächst als B2B-Lösungen konzipierten Dienstleistungen unter dem neuen Markennamen für Mobilitätsdienste "Free2Move" an den Start gehen.
Darunter sind Carsharing-Angebote mit Communauto und der Bolloré-Gruppe, die Elektrofahrzeuge des Typs Citroën C-Zero in Lyon und Bordeaux einsetzen wird, eine Partnerschaft bei der Verwaltung vernetzter Flotten mit Masternaut und TomTom Telematics, Fahrzeugverleih an Privatpersonen mit Koolicar und TravelCar und eine Partnerschaft mit IBM im Rahmen des Projekts "Smarter Cities", das zurzeit in der Metropolregion Nizza-Côte d'Azur und in der Wallonie (Belgien) umgesetzt wird. PSA hat einen Investitionsfond von 100 Millionen Euro bereitgestellt, um in diese neuen Aktivitäten zu investieren.
PSA testet in Frankreich
Getestet wird vor allem in Frankreich. Auf die Händler hat das zunächst keine Auswirkungen, sagte der PSA-Chef. Sie sind lediglich im Bereich Autovermietung in die neuen Mobilitätsdienstleistungen eingebunden. Tavares sieht die Aktivitäten aber auch als Angebot an die Händler, in anderen (Mobilitäts-)Bereichen aktiv zu werden. Hintergedanke bei all dem ist Aufmerksamkeit für die PSA-Produkte zu wecken und mehr zu verkaufen, denn wenn die Autos mehr genutzt werden, werden sie auch öfter ausgetauscht. Auch in Sachen alternative Antriebe gibt Tavares Gas: Bis 2021 will er sieben Hybride und vier Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen.
Renault hat ebenfalls schon einige Mobilitätsprojekte in Frankreich gestartet. Zum Beispiel wird derzeit Carsharing unter dem Namen Renault Mobility getestet. Bei Elektrofahrzeugen spielt die Marke ohnehin schon lange ganz vorne mit.
Volks-Stromer
Neu ist aber, dass Volkswagen die Pariser Show nutzte, um die Studie eines batteriebetriebenen Modells zu präsentieren, das künftig in einem Atemzug mit Markenikonen wie Käfer und Golf genannt werden soll. 600 Kilometer Reichweite für weniger als 30.000 Euro, dazu autonome Fahrfunktionen, wie man sie bislang nur aus der Oberklasse kennt. Allerdings ist der vorerst I.D. Concept genannte Volks-Stromer bislang nur eine Studie, frühestens 2020 kommt sie auf die Straße, in Koalition mit zahlreichen anderen Batterieautos aus dem VW-Konzern. Auch Volkswagen spricht von der dreizehnten Marke, die das Geschäft mit Mobilitätsdienstleistungen bündeln soll.
Ampera ohne Range Extender
Mercedes zeigte eine SUV-Studie ohne Diesel und auch ohne den zuletzt unvermeidbaren Plug-in-Hybridantrieb. Das Concept Car Generation EQ wird allein von einem E-Motor angetrieben und könnte gegen Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen. Wo er dann auch auf den ebenfalls elektrischen Q6 E-Tron von Wettbewerber Audi treffen wird.
Zu den Stars der Messe zählte der Opel Ampera-e. Der zweite Versuch verzichtet auf den Range Extender und setzt stattdessen auf extra große Batterien, die eine Reichweite von rund 500 Kilometern möglich machen sollen. Daneben gab es bei vielen Herstellern auf der Messe die unvermeidbaren herkömmlich angetriebenen SUV - sicher noch für einige Zeit die Realität auf deutschen Straßen.
Bemerkenswert ist auch die Liste der Autosalon-Absagen. Neben den Playern Volvo, Ford, Mazda und Aston Martin fehlten auch die VW-Konzernmarken Bentley und Lamborghini in Paris. Chinesische Hersteller wie Qoros und Borgward waren ebenfalls nicht vertreten.
Kurzfassung
- Ausgabe 11/2016 Seite 36 (660.7 KB, PDF)