Mittlerweile ist es schon fast zwei Jahre her, dass die Partikelmessung bei der Abgasuntersuchung von Dieselfahrzeugen der Euro-6-Norm und höher eingeführt wurde. Und mit der Einführung stieg auch die Durchfallquote der Fahrzeuge an, wie Statistiken des TÜV-Verbandes belegen. Der Verband hat im Februar 2024 eine erste Auswertung zur Wirksamkeit der Partikelanzahlmessung veröffentlicht. Ausgewertet wurden Messungen von 950.809 Fahrzeugen zwischen 1. August und 30. Oktober 2023. Davon haben 32.285 die Prüfung im ersten Anlauf nicht geschafft - was einer Durchfallquote von 3,4 Prozent entspricht. Bei Fahrzeugen mit einer Laufleistung bis 50.000 Kilometer liegt die Durchfallquote bei 2,8 Prozent. In der Gruppe von 50.000 bis 160.000 Kilometer beträgt die Durchfallquote 3,3 Prozent und bei Fahrzeugen mit mehr als 160.000 Kilometer sind es 4,7 Prozent.
Besondes auffällig zeigten sich Fahrzeuge von Ford, die überdurchschnittlich oft durch die Abgasuntersuchung fielen, auch relativ neue Fahrzeuge. Der Hersteller hat darauf Ende 2024 reagiert und einen Rückruf für 770.000 Diesel-Pkw weltweit angeordnet, davon alleine fast 165.000 in Deutschland. Betroffen sind die Modellreihen B-Max, C-Max, Eco Sport, Fiesta, Focus, Galaxy, Grand C-Max, Kuga, Mondeo, Ranger, S-Max, Tourneo Connect, Transit Connect und Transit Courier der Baujahre 2014 bis 2023. Im Zuge des Rückrufs in der Werkstatt wird der Partikelfilter überprüft sowie eine Rekalibrierung der Regeneration durchgeführt. Je nach Bedarf werden defekte Partikelfilter ausgetauscht.
Schäden durch Überlastung
Wir haben Ford um eine Stellungnahme gebeten, warum die Fahrzeuge die Partikelmessung nicht bestehen und ob dafür nur der Partikelfilter selbst oder auch andere Komponenten des Abgassystems verantwortlich sind. Laut Ford-Pressesprecher Ingo Behrendt ist die Hauptursache eine Fehlfunktion des Dieselpartikelfilters aufgrund hoher Temperaturen, genauere Angaben hierzu machte er nicht. Eine mögliche Erklärung hat uns der ADAC geliefert. Demnach können für ein Durchfallen bei der AU Fehler im Regenerationsverfahren oder Schäden am Partikelfilter selbst vorhanden sein. So können Rußfilter thermisch oder mechanisch geschädigt werden.
Normalweise sind Partikelfilter in der Lage, mehr als 90 Prozent des Rußes auszufiltern und zu verbrennen. Abgase werden durch die poröse Filterwand aus Keramik oder Metall geführt. Die Anziehungskraft der Moleküle verschiedener Stoffe (Adhäsion) hält die Rußpartikel im Abgas an der Wand fest, die sich an den Filterinnenseiten ansammeln. Da sich im Lauf der Zeit immer mehr Partikel ansammeln, werden sie regelmäßig abgebrannt. Hierfür muss die Abgastemperatur über der Rußzündtemperatur von 550 Grad Celsius liegen. Bei diesem als "Regeneration" bezeichneten Vorgang bleibt ein kleiner Rest als Asche zurück. Wird der Rußfilter zu stark beladen, kann sich dies auf die Leistungsfähigkeit auswirken und Schäden hevorrufen.
- Ausgabe 02/2025 Seite 022 (750.4 KB, PDF)
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Vibrationen sorgen für Risse
Eine weitere Erklärung lieferte uns Philipp Schulte, Mitglied der Geschäftsleitung beim Abgas-Spezialisten HJS Emission Technology. Laut Schulte muss nicht zwangsläufig der Filter selbst das Problem sein. Eine schlechte Lagerung des Filters durch die Lagermatte, die den Filter im Metallgehäuse umgibt, könnte beispielsweise auch für Schäden sorgen. Denn der Filter, der in den meisten Fällen aus einer Keramik (Cordierit) besteht, ist sehr fragil und kann beschädigt werden, wenn er Vibrationen ausgesetzt wird. Dadurch können Risse im Filter entstehen, ein Bestehen der AU wird somit unmöglich.
Auch Schäden in der Peripherie des Filters wie Turbolader-Schäden, bei denen Teile in den Filter gelangen, oder wenn unverbrannter Kraftstoff in den Filter gelangt, und dort zu heiß verbrennt, können für Schäden sorgen. Laut Schulte kann kein Software-Update oder eine Reinigung des Filters mehr helfen, wenn er beschädigt ist. Bei einer Beschädigung ist immer ein Austausch des Filters notwendig. Selbst kleine Risse im Filter sorgen dafür, das die Partikelanzahl bei der AU-Messung rapide ansteigt. "Das ist wie bei einem undichten Kaffeefilter, bei dem der Kaffee durch den Filter rieselt", sagt Schulte.
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Auch Hersteller Tenneco, der unter dem Walker-Label Partikelfilter verkauft, weist auf Ursachen hin, die nicht unbedingt im Filter selbst, sondern in der Peripherie zu finden sind. So sind laut Tenneco auch Qualität, Zustand und Leistung des Motors entscheidend. Ein gut gewarteter Motor mit engen Toleranzen und effizientem Betrieb erzeugt weniger Emissionen als ein Motor mit größeren Toleranzen. Mit zunehmendem Alter können die Betriebstoleranzen zwischen Innenteilen wie Kolben, Ringen, Zylinderlaufbuchsen und Ventilen zunehmen. Dieser Verschleiß führt zu einer verringerten Effizienz und erhöhten Emissionen. Auch eine falsche Regeneration des Partikelfilters kann zu Überlastung des Filters und Überhitzung führen - und damit zum Defekt.