Multimedia im Fahrzeug
Die AMI gönnt dem Bereich Car-Multimedia einen eigenen Auftritt. Der Neuling könnte der Cebit den Rang ablaufen: Zumindest kommen mehr branchenrelevante Aussteller nach Leipzig. Ein AMICOM-Vor- und Cebit-Nachbericht.
Experten messen dem Thema Multimedia im Auto eine steigende Bedeutung bei. Die europäische Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (EMMA) sieht dieses Marktsegment jedenfalls auf einem sehr hohen Niveau: „Dies wird sich auch 2010 in konstant hohen Absätzen mobiler Geräte widerspiegeln. MP3-Player, digitale portable Videoplayer und digitale Kameras werden ebenso wie mobile Navigationsgeräte, Mobiltelefone, Smartphones und Notebooks zu den Bestsellern gehören“, urteilte Alexander Klett, Geschäftsführer des Branchenverbandes. Der Trend gehe zu komfortablen ins Fahrzeug integrierten Lösungen, um Musik zu hören, zu navigieren, freizusprechen oder um im Fond Filme zu schauen.
Der Grund ist einfach: Autofahrer nehmen ihre wachsenden Entertainmentansprüche auch ins Auto mit. Die Leipziger Messegesellschaft hat auf diesen Trend reagiert und ihrer Auto Mobil International (AMI) eine neue Begleitmesse spendiert. Als frisches Familienmitglied wird die Branchenmesse AMICOM die ganze Bandbreite der Unterhaltungs-, Kommunikations- und Navigationstechnik im Fahrzeug präsentieren, wie die Veranstalter bereits im vergangenen September bekannt gaben. Die Sachsen werben mit den Vorzügen des Messeverbundes aus Automobiltechnik, Werkstatt-equipment und Car-Multimedia. Im September erklärte der damalige Messechef Wolfgang Marzin, dass die Entscheidung für das Konzept in Verbindung mit den beiden Messen AMI und AMITEC ein wichtiger Baustein für die strategische Entwicklung der ganzen Gruppe sei.
Synergieeffekte
Eine Erwartung, die der AMI-Projektdirektor Matthias Kober im Rahmen eines Hintergrundgesprächs mit Pressevertretern im Februar bestätigte: Den Angaben zufolge baue man auf Synergieeffekte mit den Schwesterveranstaltungen, um der Branche neue Fach- und Privatbesucherzielgruppen zu erschließen. Und auch die Branche scheint diese Einschätzung zu teilen. So bestätigte Lars Grothe, Leiter Marketing Service bei Kenwood Deutschland: Er halte die Parallelität für eine große Chance, weil sich in dem Zusammenspiel von Automobilsalon, Kfz-Instandhaltung und Unterhaltungselektronik enorme Chancen sowohl für Endkunden als auch für die Handelspartner ergeben würden. „Von der neuesten Hifi-Anlage über interaktive Navigationslösungen bis hin zu multimedialen TV-Einbindungen werden dem technikbegeisterten Autofahrer heute keine Grenzen mehr gesetzt. In Leipzig können sich Messebesucher über die Vielfalt an Produkten sowie die notwendigen Einbauvorgänge informieren“, so Matthias Kober. Im vergangenen Monat lagen der Messeleitung für die AMICOM-Premiere vom 10. bis 14. April rund 80 Zusagen vor. Bereits angemeldet hätten sich den Angaben zufolge neben Kenwood unter anderem AIV, Clarion, Hama, JVC, Navigon, Nokia, Pioneer, Sony und TomTom. Damit läuft das Konzept der im Gegensatz zur AMI jährlich stattfindenden Ausstellung gut an. Die Unternehmen schätzten die unmittelbare Nähe zu den Einbaubetrieben, so Kober. Und auch umgekehrt begrüßten die klassischen Einbaubetriebe und der Elektronik-Fach- und -Einzelhandel die Mischung.
Unterstützung bei der konzeptionellen Entwicklung und Umsetzung erhält die Leipziger Messe von der European Mo-bile Media Association (EMMA) sowie einem Arbeitskreis aus Vertretern marktführender Unternehmen der Branche, hieß es in einer Mitteilung. Doch es geht nicht nur um die Vorstellung neuer Produkte und Services: Mit einer Sonderschau wollen die Organisatoren aufzeigen, dass es bei Car-Multimedia neben Umsatz und Rendite auch um Enthusiasmus sowie handwerkliches Geschick geht. In einem Live-Einbau verwandelt sich ein Fahrzeug in einen automobilen Klangkörper. Die Messebesucher haben die Möglichkeit, dem Einbau einer kompletten Multimedia-Anlage beizuwohnen. An allen fünf Messetagen wird ein Ford Mustang medial getunt, wie es in der Ankündigung hieß. Schritt für Schritt zeigen Experten einer Leipziger Fachwerkstatt, wie die einzelnen Komponenten eingebaut, verkabelt und aufeinander abgestimmt werden.
Sound-Europameisterschaft
Weiter findet in Leipzig der Startschuss zur EMMA-Sound-Europameisterschaft statt. Für das erste Messewochenende haben sich 130 der besten Car-Hifi-Bastler Europas angekündigt. Die Teilnehmer aus über 30 Nationen zeigen Publikum und internationaler Jury, was in ihrem Auto bzw. in ihnen steckt. Die Aufgabenstellung: Anhand von genormten Musikeinspielungen wird die Klangqualität der individuell ausgestatteten Fahrzeuge bewertet. Aber auch der fach- und sicherheitsgerechte Einbau aller Komponenten steht auf den Checklisten der Juroren, meldete die Messegesellschaft. Ein Vortragsprogramm für Fachbesucher rundet das Angebot ab.
Zudem kündigten die Veranstalter Workshops an, die sich u.a. mit dem Thema „Moderne Medien im Fahrzeug – Wie funktioniert das alles?“ auseinandersetzen. Unter dem Motto „Mehr Geschäft durch zwölf Volt“ werden erstmals auch Aussteller der AMICOM im Rahmen des Vortragsprogramms des „AMITEC-Branchencafés“ dem Kfz-Gewerbe neue Geschäftsfelder vorstellen. Wie die Messe Leipzig mitteilte, werden aktuelle Produkte vorgestellt und technische Anforderungen sowie spezifische Hinweise für deren Einbau erläutert. Das Branchencafé kann während der gesamten Messedauer vom 10. bis 14. April täglich ab 10.00 Uhr (Samstag und Sonntag) bzw. 11 Uhr (Montag bis Mittwoch) in Halle 4 kostenfrei und ohne gesonderte Anmeldung besucht werden.
Kaum Car-Multimedia auf der Cebit
Ein Besuch der gerade zu Ende gegangenen Cebit (2.3. bis 6.3.2010) zeigte, dass die Car-Multimedia-Branche in diesem Jahr mehrheitlich mit Abwesenheit glänzte. Die Cebit bot zwar Neuheiten und zeigte Trends rund um die Themen „Connected Worlds“ (zu deutsch etwa „Verbundene Welten“) und „Green IT“, doch bspw. Anbieter von Navigationssystemen suchte man vergebens. Einige Unternehmen aus dem Bereich Freisprechanlagen wie Bury, Lintech und Funkwerk Dabendorf reisten mit Neuheiten nach Hannover. Bury verbindet in jüngster Zeit Freisprecheinrichtungen (FSE) mit elektronischen Fahrtenbüchern und präsentierte das Produkt CC 9060 Time. Zudem zeigte das Löhner Unternehmen das CC 9060 Music, mit dem die Ansprüche von iphone- und iPod-Nutzern bedient werden sollen, und die Mini-FSE CC 9060 Smart. Pünktlich zur Cebit wurde das Update 8 für die Produktfamilie präsentiert. Nutzer hätten damit die Möglichkeit, die Freisprecheinrichtung per Sprachbefehl zu starten, mehrere Handys zu nutzen, Sprachnotizen zu speichern oder einfach Telefonate mitzuschneiden, hieß es. Die Berliner Kollegen von Lintech stellten ihre neue Bluetooth-Freisprechanlage „Premium“ inklusive einer elektronischen Bilderrahmen-Funktion vor. Der Bluetooth-Spezialist bietet mit dem Festeinbau Sprach- und Musikübertragung bei einfacher Bedienung. Der Kommunikationsspezialist Funkwerk Dabendorf (FwD) stellte einen neuen UMTS-WLAN-Router vor. Damit gehen Autos online. Momentan kooperieren die Brandenburger mit Mercedes-Benz. Den Aussagen zufolge kommt der Router nach Kundenwunsch in den neuen Modellen der E- und S-Klasse zur Anwendung. „Nutzung und Bedienung von Internetlösungen im Auto werden bald so einfach sein wie Telefonieren“, erklärte Geschäftsführer Theo Drijfhout. Der Router soll speziell an die Anforderungen im Fahrzeug angepasst worden sein und störe weder den Mobilfunkempfang noch die Fahrzeugelektronik, hieß es. Zudem feierte FwD den zehnjährigen Geburtstag der FSE Audio 2000. Der Automobilzulieferer Continental war auf dem Stand der Deutschen Telekom ebenfalls mit einer Internetlösung zu Gast. Der Geschäftsbereich Interior stellte das System „AutoLinQ“ vor, mit dem sich Nutzer während der Fahrt E-Mails vorlesen lassen und mit Sprachnachrichten antworten.
Die Nutzer sollen den Angaben zufolge auch außerhalb des Fahrzeugs von der Vernetzung profitieren. So könnten sie über ihr Mobiltelefon das Dach oder die Fenster schließen, erklärten die Kooperationspartner. Martin Schachtner
- Ausgabe 3/2010 Seite 34 (798.1 KB, PDF)