Kurzfassung
Der Klimaservice wird durch E-Mobilität vom Saisongeschäft zum Ganzjahresthema. Werkstätten sollten sich darauf einstellen, dass das Thermomanagment künftig als Ertragsbringer eine deutlich wichtigere Rolle spielen wird.
Wenn man über die Klimaservicegeräte von WOW! spricht, ist eine kleine Buchstabenkunde ratsam. In den Gerätebezeichnungen stehen die Buchstaben A und Y für die Kältemittel, auf die das Gerät jeweils zugeschnitten ist: Mit dem Coolius A10 kann das Kältemittel R134a befüllt werden, mit dem Pendant Y10 das Kühlmittel R1234yf. WOW! setzt hier auf eine klare Trennung, wie Stephan Weber, Produktfeldleiter Klimaservice WOW! Würth Online World, betont: "Wir trennen ganz klar nach Gas R134a und R1234yf. Das ist unsere Philosophie, wir denken aus der Praxis für die Praxis. Wir könnten ein Bigas-Gerät bauen, aber das wäre schwer und groß." Hinzu komme, dass auch Bigas-Geräte eine gewisse Rüstzeit haben- so müsse man den internen Kreislauf reinigen, was Zeitverlust bedeutet. Mit zwei Geräten sei die Werkstatt deutlich besser aufgehoben, ist Weber überzeugt.
An den Geräten erklärt er uns die Vorzüge der kompakten Coolius-10er-Serie: "Die kompakten Geräte sind für den täglichen Einsatz konzipiert. Sie sind relativ leicht und so angelegt, dass sie gut mobil einsetzbar sind." Auch die 10er-Serie ist schon für Hybridfahrzeuge ausgelegt. Die interne Spülung ist ebenfalls integriert.
Eine Besonderheit stellt die Konstruktion der Waage dar: Die Flasche ist hängend an der Waage angebracht, dies erhöht die Genauigkeit; wenn das Gerät nicht auf ebenem Untergrund steht, würde das Ergebnis verfälscht. Bei hängender Flasche ist das nicht der Fall. "Für den Transport kann die Waage komplett entlastet werden. Durch einen Hebel werden Druckgasbehälter und Waage entkoppelt", erklärt Weber. Softwareseitig umfasst die Datenbank fast alle Fahrzeuge und liefert fahrzeugspezifische Daten wie Baujahr und Ausstattungsdaten zur verbauten Klimaanlage, insbesondere zum Kältemittel und Kompressoröl.
Eine weitere Besonderheit: "Wir halten an den manuellen Manometern fest, digital sieht zwar schön aus, aber der Techniker, der mit Drücken arbeitet, kann bei der Diagnose mit einem Manometer deutlich mehr sehen, zum Beispiel sprunghafte Druckwechsel", erläutert Weber.
Über einen USB-Port werden Updates mit aktueller Firmware und Aktualisierungen der Datenbank aufgespielt. Der integrierte Drucker ist wichtig für die Dokumentation - zur Absicherung der Werkstatt nach dem Klimaservice. Aber auch wenn der Beleg mal verloren geht: Alle Services sind im Gerät gespeichert, diese Daten können auch jederzeit per File wieder extrahiert werden
Coolius-50-Geräte
Neben der Serie Coolius 10 hat WOW! noch die großen Geschwister der Coolius-50-Reihe im Programm - für mehr Komfort bei der Bedienung. So ist der interne 20-Kilo-Tank größer dimensioniert. Weitere Ausstattungen, die der Umwelt zugutekommen, sind der umweltfreundliche Ölablass; Kältemittel wird mit Vakuum in die Altölglasflasche abgesaugt und aufgefangen. Abschließend wird das eventuell restliche Kältemittel ins System zurückgeführt. Man erzielt damit laut WOW! eine hohe Wiedergewinnungsrate und spart damit teures Kältemittel. Beim Ölsortenwechsel wird das Gerät wie bei der 10er-Serie flüssig gespült. Die Spülung erfolgt mit flüssigem Kältemittel, damit wird das Öl vollständig herausgespült. Der Zyklus dauert etwa drei Minuten, dann ist das Gerät komplett ölfrei. Der Unterschied: Bei den 10er-Geräten muss die Spülung manuell angestoßen werden, bei der 50er-Reihe kann dies im Prozess einprogrammiert werden.
Weitere Features
In der 50er-Reihe ist die Druckprüfung bereits integriert. Wahlweise erfolgt dies mit Stickstoff oder Formiergas. "Wir empfehlen Formiergas, damit kann man mit einem Detektiergerät arbeiten", sagt Weber. Mit Stickstoff kann man dagegen nur akustisch hören, wo es eine undichte Stelle gibt, oder mit Dichtheitsspray prüfen, was problematisch bei schwer zugänglichen Stellen sein kann. Im Unterschied zur 10er-Serie verfügen die Geräte der 50er-Serie über zwei Ölbehältnisse für PAG- und POE-Öle. Das erspart den Flaschenwechsel. Das Topgerät Y50A für den vollautomatischen Klimaservice mit dem Kältemittel R1234yf kann sogar mit integriertem Kältemittelanalysegerät aufwarten.
- Ausgabe 09/2022 S.44 (196.8 KB, PDF)
Fragen an ...
asp: Welche Bedeutung bekommt der Klimaservice durch die E-Mobilität?
Stephan Weber: Wenn wir heute von Klimaservice sprechen, geht es darum, die Fahrgastzelle zu kühlen oder zu heizen. Diese Sichtweise stimmt beim Elektrofahrzeug nicht mehr. Vielmehr geht es hier zusätzlich um die Batterie. Das effiziente Laden des Akkus geht nur in einem bestimmten Thermofenster. Das gesamte Thermomanagement wird daher künftig wichtiger.
asp: Was bedeutet das für Kühlmittel und Kompressoröle?
S. Weber: Beim E-Mobil haben wir es mit elektrischen Kompressoren zu tun und die haben Wicklungen. In der Regel werden POE-Öle eingesetzt, weil diese nicht so hygroskopisch und weniger aggressiv gegenüber Isoliermaterial sind. Das Kühlmittel R1234yf ist brennbar - hier will man beim E-Auto kein Risiko eingehen. Wir empfehlen in jedem Fall, nach Herstellervorgabe zu arbeiten. Teilweise ist die hermetische Abgeschlossenheit eine Vorgabe, also hermetisch geschlossene Ölbehältnisse.
asp: Werden wir große Veränderungen im Klimaservice sehen?
S. Weber: Verschiedene Automobilhersteller gehen in die Richtung Wärmepumpe. Daher werden wir ein neues Gerät für den CO2-Klimaservice in den Markt bringen. Das neue Klimaservicegerät Coolius C20 für CO2-Wärmepumpen und Klimaanlagen wird erstmalig auf der Automechanika präsentiert. Hier arbeiten wir mit ganz anderen Druckverhältnissen.
asp: Welche Tipps haben Sie für Werkstätten?
S. Weber: Der Klimaservice ist der Ölwechsel der Zukunft! Denn ab einer gewissen Temperatur kann eine Antriebsbatterie nicht mehr geladen werden. Anders gesagt: Das Thermomanagement muss funktionieren, um die Batterie zu heizen. Der Klimaservice wird daher künftig exorbitant wichtig! Auch Themen wie Desinfektion der Klimageräte sind ein wichtiges Ertragsthema.
asp: Ist der Klimaservice auf dem Weg zum Ganzjahresgeschäft?
S. Weber: Wer von Anfang an mit dabei ist beim Thermomanagement, spielt vorne mit. Ganz klar: Der Klimaservice ist heute schon eher ein Ganzjahresgeschäft für die Werkstätten. Nicht zuletzt, weil man das Auto seltener in der Werkstatt hat.