Kraft-Wärme-Kopplung
Die Modernisierung der Heiztechnik erfordert Investitionskosten. Letztlich erreichen Betriebe dadurch aber eine Schonung der Umwelt und des eigenen Haushalts. asp hat sich bei Anbietern und Anwendern erkundigt.
Energieeffizienz ist derzeit das Gebot der Stunde. In der Automobilindustrie sind die Entwicklungsabteilungen getrieben, die gesetzlichen Maßgaben zur CO2-Emissionsreduzierung und die Erwartungen der Autofahrer in puncto Spritersparnis zu erfüllen. Die Lösungswege sind vielfältig: Neben der Erforschung alternativer Antriebsformen entwickeln die Unternehmen u. a. leichte Baustoffe, Reifen mit reduziertem Rollwiderstand, LED-Leuchten sowie immer effizientere Zündungs- und Kompressorsysteme.
Und auch nachgelagerte Bereiche kommen ihrer Verantwortung zum Energiesparen nach. Wird jetzt alles grüner? Zumindest ein bisschen. Diese Entwicklung ist aber auch eine Kostenfrage. Unternehmen wollen in erster Linie ihre hohen Energieausgaben drücken. In vielen Fällen überlagern sich dadurch die beiden Ziele Klimaschutz und Kostenersparnis. Es gibt aber auch Überzeugungstäter. Bei der Firma Autodock sind Mitnahmeeffekte zweitrangig.
Regenerative Rohstoffe
Der Kfz-Meisterbetrieb aus Hamburg bezieht seit 18 Jahren „saubere und integre“ Energie. Darunter verstehe man den Strom, der auf regenerative Weise erzeugt wurde. Voraussetzung ist, dass die verfeuerten Energieträger aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Dazu zählen beispielsweise Holzpellets, Biogas, Palmöl oder Bioethanol. Laut Geschäftsführer Ingo Werth erzeugen die Hamburger ihren Strom ab Oktober sogar selbst. Autodock hat zu diesem Zweck ein Blockheizkraftwerk (BHKW) beim Anbieter Lichtblick bestellt, das sich durch die fortschrittliche Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auszeichnet. Bei der KWK erzeugt ein zumeist gas- oder ölbetriebenes Aggregat Strom. Die Besonderheit: Die Abwärme können Betriebe oder Hauseigentümer zu Heizzwecken nutzen. Voraussetzung ist ein integrierter Wärmetauscher. Die Anlage leistet 50 Kilowatt Wärme und 17 Kilowatt Strom, erklärte Werth, der sich zudem im Netzwerk „Unternehmer gegen Atomstrom“ engagiert. Um die Wärmeenergie besser nutzen zu können, hat der Betrieb kürzlich die Fenster und Türen ausgetauscht, um das Werkstatt- und Bürogebäude besser zu isolieren. Der Anbieter Lichtblick bezieht die Minikraftwerke von Volkswagen. Energieversorger und Motorenhersteller arbeiten seit 2009 zusammen und haben eigenen Angaben zufolge vor, insgesamt 100.000 BHKW zu installieren. Zu Kooperationsbeginn erklärte Lichtblick jedenfalls: Man arbeite gemeinsam am „größten Gaskraftwerk Deutschlands“. Hintergrund: Die Minikraftwerke sind mit dem öffentlichen Energienetz verbunden, nicht benötigter Strom wird eingespeist. Ein ähnliches Konzept bietet das Gespann aus Honda und dem Heiztechnikspezialist Vaillant. Die Kunden kommen aus dem gewerblichen wie privaten Bereich.
Staatliche Förderung
Ein wichtiges Argument für die Modernisierung sind die staatlichen Fördermittel: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützen den gesamten Prozess finanziell – außerdem sind steuerliche Anreize in der Diskussion: Von der Inanspruchnahme einer Energieberatung, die beispielsweise die TÜV anbieten, der Modernisierung des Kühl- bzw. Heizungssystems bis zur Sanierung von Gebäuden. Zudem gibt es Zuschlagszahlungen für eingespeisten Strom auf eine Laufzeit von mindestens zehn bis 20 Jahren. Besonders lohnenswert ist es, wenn Betriebe auf regenerative Heizmittel setzen. Darüber hinaus geben die KfW oder alternative Institute wie etwa die Umweltbank vergünstigte Kredite. Die staatliche Förderung regelt das so genannte KWK-Gesetz. So wird zum Beispiel bei Anlagen bis 50 Kilowatt elektrischer Leistung der erzeugte Strom mit einem Zuschlag von 5,11 Cent je Kilowattstunde für die Dauer von zehn Jahren gefördert – unabhängig davon, ob der Strom selbst genutzt oder in das allgemeine Netz eingespeist wird. Dies erklärte die Firma Viessmann gegenüber asp. Bei BHKW, die mit Biogas betrieben werden, sei die Förderung deutlich höher. Sie erfolgt den Angaben des Heiztechnik-Anbieters zufolge nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und beträgt für Anlagen bis 150 Kilowatt 11,67 Cent pro Kilowattstunde für die Dauer von 20 Jahren.
Freiberuflich Tätige sowie kleine und mittlere Unternehmen können für die Modernisierung zudem eine finanzielle Förderung beim BAFA beantragen. Im Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) gibt es beispielsweise für den Einbau einer Solaranlage zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung pro Quadratmeter Kollektorfläche 180 Euro (maximal für 40 Quadratmeter). Ein Brennwertgerät, d. h. ein BHKW mit Abwärmenutzung, wird mit 600 Euro bezuschusst. Die Kosten für Anschaffung, Montage und Service sind unterschiedlich und hängen von der Leistung ab. Einige Anbieter wie Viessmann offerieren ein Leasingkonzept. Dabei nutzen die Betreiber die Anlage über eine vereinbarte Vertragslaufzeit, erklärte ein Sprecher. Außerdem gibt es die Möglichkeit, KWK-Anlagen auch über einen Contractor zu erhalten. Dabei übernehmen Energieversorger Finanzierung, Betriebsführung, Verwaltung sowie Wartung der Anlage.
Robert Klein aus dem baden-württembergischen Donzdorf hat das betriebliche Minikraftwerk gekauft. Nach Berechnungen des Autohaus Schürz amortisiert sich die Investition nach fünf Jahren. Durch den Stromverkauf hat sich der Betrieb einen ansehnlichen Zusatzverdienst gesichert: „Man kann die Wärme nutzen, den zu viel produzierten Strom einspeisen und so zusätzliche Erträge generieren“, erklärte der Geschäftsführer des Autohaus Schürz. Im Winter heizt die Abwärme Büro- und Werkstattgebäude, im Sommer wird die Trocknungsanlage mit der warmen Abluft gespeist. Problematisch seien nur die stark schwankenden Rohstoffpreise: Die Anlage verfeuert momentan Palmöl. Zwar wachse die Ressource schnell nach und sei somit verhältnismäßig günstig, doch stiegen die Preise derzeit rasant. Alternativ lassen sich Holzpellets, Raps oder Biogas verheizen. Geht es Betrieben nur um die Verbesserung von Heiz- und Kühltechnik, kommen auch Wärmepumpe-Anlagen oder geo-thermische Technologien in Frage. Dabei werden Temperaturunterschiede zum Grundwasser oder zur oberflächennahen Erdschicht genutzt und zu Heiz- oder Kühlzwecken sowie zur Energieerzeugung herangezogen. In einer der kommenden Ausgaben der asp widmen wir uns diesen beiden Energiekonzepten ausführlicher. Zudem zeigen wir Vor- und Nachteile der Solarenergie. Martin Schachtner
▶ Förderung: Kauf, Montage und teilweise Betrieb der alternativen Konzepte wird bezuschusst
▶ Alternative Konzepte: Neben KWK-Anlagen gibt es u. a. Wärmepumpen und geothermische Anlagen
- Ausgabe 9/2011 Seite 57 (461.5 KB, PDF)