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60 Jahre Audi-Coupés: Vom Mini-Thunderbird zum neuen A5

24.06.2016 12:33 Uhr
Die Erwartungen an das jüngste Audi-Coupé, den neuen A5, sind groß.
© Foto: Audi

Audi auf Augenhöhe mit Mercedes und BMW, das war einst undenkbar. Möglich machten den Aufstieg der Marke mit den vier Ringen nicht zuletzt elegante Coupés, die als schnelle und schöne Stilikonen Geschichte schrieben.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Sie sind unpraktischer, kostspieliger und nicht selten kurzlebiger als Limousinen. Dennoch sind exklusive und extravagante Coupés die Stars in der Kollektion aller Premiumhersteller. Weshalb Audi mit der Vorgängermarke Auto Union seit 60 Jahren auf das Faszinationspotential formschöner Zweitürer vertraut, um nach vorn zu fahren. Heute ist es das neue A5 Coupé, das neben den Sportlern TT und R8 die großen Emotionen bewirken soll.

Im Vergleich geradezu bescheiden wirken die ersten Zweitakt-Nachkriegscoupés, mit denen die damalige Auto Union die vom Wirtschaftswunder verwöhnten Westdeutschen gewinnen wollte. Tatsächlich spendierte Auto Union seinen an Popularität verlierenden Zweitaktern 1956 und 1957 so schicke Kleider, dass der Herzklopffaktor noch einmal garantiert war. Den Anfang machte der Monza, der sogar Weltrekord fuhr, dagegen sprach die Fachwelt beim Anblick des Traumcoupés 1000 Sp vom deutschen Ford Thunderbird.

Ab 1965 stand das Markenlogo der Ringe wieder für Audi und Cheftechniker Ludwig Kraus machte den Audi 100 wenig später zum Maßstab in der oberen Mittelklasse. Was Kraus fehlte war ein feines Coupé als Firmenwagen. Gesagt, getan. Das im italienischen Fastbackstil gezeichnete Audi 100 Coupé S begeisterte die Käufer sportiver Zweitürer ebenso wie es 1980 der Audi Quattro vermochte. Zu ganz großen Auflagen brachten es aber erst die Audi Coupés B2 und B3, deren Erbe heute der A5 ist.

"Design ist wichtiger als Werbung"

Als 2007 das erste Audi A5 Coupé enthüllt wurde und wenig später mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, brachte es Walter de'Silva auf den Punkt. "Design ist wichtiger als Werbung", meinte der stolze Formgestalter des A5, der seinen Gran Turismo für einen der schönsten hielt, die es je gab. So selbstbewusst wollte sich Marc Lichte, der Chefdesigner der in diesen Tagen enthüllten A5-Neuauflage, noch nicht äußern, aber Chancen auf einen Designpreis gibt die Fachwelt auch seinem Coupé. Das war vor 60 Jahren nicht anders, wenn formvollendete Modelle auf den Laufstegen der damals beliebten Concours d'Elégance promenierten. Vor allem, wenn es sich um Cabriolets oder Coupés handelte, so wie sie die Hautevolee liebte. Diese feineren Gesellschaftskreise konnte die in Düsseldorf und Ingolstadt produzierende Auto Union mit ihren als DKW vermarkteten Zweitaktern allerdings nicht erreichen. Deshalb ließ die Unternehmensführung trotz klammer Kassenlage glamouröse Coupés entwickeln, um so ein wenig Glanz abstrahlen zu lassen auf die Volumenmodelle mit dem betagt wirkenden Zweitaktmotor.

Hatte die Auto Union für das spektakulär schnelle Sportcoupé DKW 3=6 Monza nur Fahrgestelle und Motoren geliefert, die von Karossiers vermarktet wurden, lieferte das 1957 vorgestellte Spitzenmodell Auto Union 1000 die Basis für eigene, familientaugliche Hardtop-Coupés. Noch aufsehenerregender war aber der einzige westdeutsche Zweitakter, der zum Objekt der Begierde wurde, das Sportcoupé Auto Union 1000 Sp. Ein vorzugsweise zweifarbig lackierter Mini-Straßenkreuzer, der auch an die in Deutschland stationierten US-Soldaten vertrieben wurde. Trotz exorbitant hoher Preise, für die es alternativ fast einen Porsche 356 gab, wurde der gerade einmal 41 kW / 55 PS entwickelnde Dreizylinder bis 1965 immerhin 5.000-mal verkauft.

Audi 100 Coupé S war Star der IAA 1969

Die Industrie rief das Jahr 1965 zum wirtschaftlichen "Boom-Jahr" aus und tatsächlich schien das Nachkriegs-Wirtschaftswunder einen endgültigen Höhepunkt zu erreichen mit neuen automobilen Flaggschiffen und einer allgemeinen Ausweitung der industriellen Fertigungskapazitäten. Nur die Auto Union AG stürzte mit ihrer Zweitakt-Flotte in ein tiefes Tal, aus dem ein Entrinnen erst unter dem Dach von Volkswagen gelang. Unter der Ägide von VW entstanden neue Modelle, darunter der Audi 100, der zu einem Qualitätsmaßstab in der gehobenen Mittelklasse wurde. Für die Rückkehr der Marke mit den vier Ringen in das Coupé-Segment stand der Star der IAA 1969: Das Audi 100 Coupé S. Mit diesem sportiven Imageträger überraschte die Aufsteigermarke Audi das süddeutsche und südeuropäische Coupé-Establishment. Designer Helmut Warkuß, erst seit einem Jahr im Audi-Team, lieferte mit dem verführerisch schönen Vierzylinder-Fastback sein Meisterstück, das unterhalb der ebenfalls neuen Sechszylinder Mercedes 250 C/CE und BMW 2800 CS sein eigenes Segment eröffnete. Bis 1976 konnte der 185 km/h schnelle Audi über 30.000 Käufer gewinnen – trotz stolzer Preise, die bis zu 25 Prozent über der Limousine lagen.

Richtig kostspielig wurde aber erst das 1980 vorgestellte Fünfzylinder-Coupé Quattro, das Audi preislich in die Achtzylinder-Liga der S-Klasse katapultierte. Der Quattro war nicht das erste Coupé mit Allradantrieb, aber er perfektionierte den Vierradantrieb und verlieh so dem damals international eingesetzten Werbespruch "Vorsprung durch Technik" Glaubwürdigkeit. Der eher unaufgeregt gezeichnete Zweitürer sorgte aber noch für ganz andere Emotionen mit starkem Turbo und früher Vierventil-Technik. Den Zenit bildete ab 1984 der Sport Quattro mit straßentauglichen 225 kW / 306 PS oder damals unglaublichen 440 kW / 598 PS für die Erstürmung des legendären Pikes-Peak-Bergrennens. Wer die Grundform des quattro zu bezahlbaren Preisen wollte, für den gab es schlicht Audi Coupé genannte Typen, die es auf fast 170.000 Einheiten brachten.

Audi wurde erfolgreicher Neuzugang im automobilen Oberhaus

Bis zum Beginn des neuen Jahrtausends etablierte sich Audi nicht nur als Edelmarke des VW-Konzerns, sondern auch als erfolgreicher Neuzugang im automobilen Oberhaus. Dies mit einem Mix aus innovativer Technik und bemerkenswertem Design, brillant verkörpert durch Coupés. Diese präsentierten sich als gefeierte Salonlöwen, in Form von Studien wie Audi quattro Spyder und Avus quattro (beide 1991), Audi A8 Coupé (1997) oder als Audi TT (1995), der es 1998 in die Serie schaffte und ob seiner einzigartigen Formensprache sofort Kultstatus erlangte.

Während das Showcar Le Mans von 2003 den späteren Supersportler Audi R8 andeutete, prägte das im selben Jahr enthüllte Zehnzylinder-Luxuscoupé-Concept Nuvolari ein neues dynamisches Gesicht für die Marke Audi. Mit dem Nuvolari präsentierte Ingolstadts neuer italienischer Designchef Walter de'Silva (war zuvor bei Alfa Romeo) eine Mischung aus Modernität und Herzblut, die Audi zu einem neuen Zenit als Designmarke führen sollte. Dafür standen drei Novitäten: 2006 starteten der Audi TT in Neuauflage und der R8 als Serienmodell und 2007 etablierte sich der A5 als Design-Ikone. Unterschiedliche Modelle, mit denen Audi auch aufkommenden kritischen Stimmen begegnen wollte, die zu große Familienähnlichkeit innerhalb der Marke bemängelten.

Welche Rolle Audi im Konzert der Premiummarken seitdem spielt, zeigten die Reaktionen der Konkurrenz. Ob BMW, Mercedes, Infiniti, Lexus oder Cadillac, alle überdachten und erweiterten ihre Coupé-Strategie, die inzwischen längst auch auf Crossover und SUV übergreift. Ein Coupé-Hype, den Audi zwar nicht entfacht hat, aber beschleunigt. Entsprechend groß sind die Erwartungen an das jüngste Audi Coupé, den neuen A5. 


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