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Renault Kangoo E-Tech: Speckgürtel-Stromer

05.04.2023 13:12 Uhr | Lesezeit: 4 min
Zu Preisen knapp unter 40.000 Euro ist der neue Renault Kangoo nun auch mit E-Antrieb zu haben.
© Foto: Renault

Eigentlich ist Renaults Kangoo ein Vielseitigkeitstalent und praktisches Reisemobil. Bei der batterieelektrischen Version E-Tech bleibt von diesen Eigenschaften einiges auf der Strecke.

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Eigentlich zählt Renault seit Jahren zu den Treibern der E-Mobilität. Bei der 2021 eingeführten Neuauflage des Kangoo haben sich die Franzosen allerdings Zeit gelassen, die Elektroversion E-Tech nachzureichen. Sie ist ab April in Deutschland zu reisen ab rund 40.000 Euro verfügbar. Auf einer ersten Ausfahrt hinterlässt sie einen angenehmen Eindruck. Doch wer die emissionsfreie Version des Kastenwagen-Klassikers will, muss in einigen wichtigen Aspekten des automobilen Alltags bereit sein, Abstriche zu akzeptieren.

Äußerlich wie Schwestermodelle mit Verbrennermotor

Sieht man von der modifizierten Kühlergrilloptik, einem fehlenden Auspuff und exklusiven Außenfarben einmal ab, kommt der rund viereinhalb Meter lange E-Tech-Kangoo äußerlich wie die Schwestermodelle mit Verbrennungsmotor daher. Innen gibt es hingegen einen entscheidenden Unterschied: Die 45-kWh-Batterie sorgt für einen höheren Fahrzeugboden und damit für eine höher positionierte Rückbank. Kinder genießen auf dieser einen besseren Ausblick, Erwachsene empfinden den erhabenen Thron in zweiter Reihe als eigentümlich hoch. Dennoch haben selbst Sitzriesen mehr als ausreichend Kopffreiheit, denn der Kangoo ist ja ein Hochdachkombi. Ein Problem haben Rückbankgäste allerdings damit, ihre Füße bequem unter die Vordersitze zu sortieren. Erwachsene können deshalb ihre Beine nicht weit genug von sich strecken und müssen ihre Knie stärker als üblich anwinkeln.

Auch hinsichtlich Variabilität und Stauraum sorgt das Packaging der Batterie für kleinere Nachteile. Die Rücksitze lassen sich zwar in Längsrichtung um 16 Zentimeter verschieben, die Lehnen zudem asymmetrisch umklappen. Ein Wickeln der Sitze ist hingegen nicht möglich, weshalb es einen erweiterten Kofferraum nur mit großer Stufe gibt. Außerdem lässt sich die Lehne vom Beifahrersitz nicht umklappen, wodurch der normalerweise über 2.000 Liter große Maximalstauraum auf 1.730 Liter schrumpft. Für Alltag und Familie ist das noch immer mehr als genug.


Renault Kangoo E-Tech

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Die Familie sollte allerdings nicht allzu reiselustig sein, denn ein Reichweitenriese ist der E-Tech nicht. Mit 45 kWh bietet der Akku lediglich durchschnittliches Kapazitätsniveau, das zudem von einer aerodynamisch unvorteilhaften Stirnfläche stärker als bei normalen Pkw beansprucht wird. Laut WLTP-Messung sollen 285 Kilometer mit einer Ladung möglich sein, praktisch sollte man einen Aktionsradius von maximal 200 Kilometer einplanen. Auf unserer Testfahrt entlang der Ausläufer des Bergischem Landes schrumpfte die Reichweite angesichts von 23 kWh Durchschnittsverbrauchs unter diese Marke. Statt wie den Kangoo mit Verbrennungsmotor als vielseitiges Multitalent und Reisemobil, vermarktet Renault den E-Tech als Alltagsauto für Familien, die im Speckgürtel von Städten wohnen.

Ruhiges und gemütliches Auto

Die bekommen mit dem E-Kangoo ein angenehm ruhiges und gemütliches Auto. Der 90 kW/122 PS und 245 Newtonmeter Drehmoment leistende E-Motor schiebt nahezu lautlos und angenehm kraftvoll an. Schaltarbeit ist keine nötig, denn dank Einganggetriebe fährt sich der Stromer wie ein Automatikwagen. Zur Wahl stehen drei Rekuperationsstufen mit unterschiedlich starker Motorbremse. One-Pedal-Driving ist allerdings nicht möglich. Mit einer Beschleunigung von 12,6 Sekunden auf 100 km/h und 132 km/h Höchstgeschwindigkeit schwimmt der Kangoo E-Tech problemlos in der Stadt sowie auf Landstraßen und Autobahnen mit. Darüber hinaus bietet er ein ausgewogenes Fahrwerk. Die Lenkung reagiert homogen und nicht so indirekt wie bei früheren Kangoo-Generationen. Das Fahrzeug liegt auch dank tiefem Schwerpunkt und einem straffen, jedoch nicht unkomfortablem Fahrwerk verbindlich auf der Straße.

Wie bereits angedeutet, ist der Kangoo E-Tech eigentlich nicht für den Langstreckeneinsatz gemacht. Wer dennoch weitere Distanzen emissionsfrei abspulen will, kann für 1.500 Euro Aufpreis einen Onboard-Lader ordern, der bis zu 22 kW Wechsel- und bis zu 80 kW Gleichstrom verträgt. Dann lässt sich der Akku in 37 Minuten von 15 auf 80 Prozent an einer Schnellladesäule befüllen. Wer also häufiger Ladepausen einlegt, wird mit dem E-Tech an einem Tag auch von Hamburg nach München fahren können. An der öffentlichen Ladesäule mit 11 kW sind es 2:40 Stunden, wer das 22-kW-Bordladegerät hat, kann an entsprechenden Ladesäulen auf eineinhalb Stunden verkürzen. An Steckdosen mit 2,3 oder 3,7 kW dauert das Laden bis 100 Prozent 22:30 beziehungsweise 14 Stunden.

Verkauf: Rund ein Viertel mit E-Antrieb 

Neben der Speckgürtel-Familie hat Renault noch kommunale Unternehmen mit klimafreundlicher Agenda als Zielgruppe im Auge. Für diese empfiehlt sich die mindestens 39.300 Euro teure Basisversion Equilibre, die Ladekabel, Klimaanlage und Radio bietet.  Alternativ gibt ab 42.000 Euro die Ausstattung Techno, die zusätzlich über Klimaautomatik, dem Infotainmentsystem Easy Link, Sitzheizung, Parkpiepser, Rückfahrkamera und eine zum Dachgepäckträger wandelbare Dachreling verfügt.

Angesichts der üppigen aber leider auch marktüblichen Preise wird die Zielgruppe "Familie" den Franzosen den Kangoo E-Tech wohl nicht aus den Händen reißen. Zumal es den praktischeren und alltagstauglicheren Benziner zu Preisen ab rund 26.000 Euro gibt. Renault erwartet, rund ein Viertel der künftig in Deutschland abgesetzten Kangoo mit E-Antrieb zu verkaufen.

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