Trotz optimistischer Prognosen, wonach bis 2025 mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollten, verzeichnet die Branche aktuell einen Nettoverlust von 56.000 Stellen. Die im ersten Halbjahr 2024 angekündigten 32.000 Entlassungen übertreffen die schlimmste Phase der Pandemie, als 29.000 Arbeitsplätze in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 gestrichen wurden.
Benjamin Krieger, Generalsekretär des europäischen Zuliefererverbandes CLEPA, sieht in den jüngsten Entwicklungen einen deutlichen Warnruf: "Die Automobilindustrie, ein Eckpfeiler der europäischen Wirtschaft, steht an einem Wendepunkt. Um Arbeitsplätze zu sichern und unsere globale Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, brauchen wir eine Neuausrichtung der Regulierungen."
Er fordert mehr Technologieoffenheit bei den CO2-Standards, fairen Zugang zu fahrzeuginternen Daten und Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU. Ohne entschlossene politische Schritte riskiere Europa, seine Führungsrolle im Automobilsektor zu verlieren.
Verpasste Chancen und finanzielle Engpässe
Nur 20 Prozent der prognostizierten Arbeitsplätze in der Lieferkette für Elektrofahrzeuge wurden bislang geschaffen. Seit 2020 entstanden lediglich 29.000 neue Stellen, davon etwa 19.000 im Bereich der Elektromobilität. Gleichzeitig bleibt die Rentabilität der Branche unzureichend, um notwendige Investitionen in den grünen und digitalen Wandel zu finanzieren.
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Mit fast 52.000 verlorenen Arbeitsplätzen seit 2020 entfällt rund 60 Prozent der gesamten Jobverluste auf Deutschland. Die wirtschaftliche Gesundheit der Automobilzulieferer ist jedoch entscheidend für die gesamte europäische Industrie.