Kurzfassung
Beschädigte Felgen mit nicht allzu tiefen Kratzern lassen sich mit zwei unterschiedlichen Verfahren wieder auf Vordermann bringen. Wir stellen Unternehmen vor, die sich auf die Felgenreparatur spezialisiert haben.
Bordsteinrempler oder Kratzer sind ein Ärgernis, gerade wenn die Felge viel Geld gekostet hat. Es gibt jedoch zwei Verfahren, um dem Rad zu neuem Glanz zu verhelfen: Schleifen und Abdrehen. Wir haben mit zwei Anbietern gesprochen, die daraus ein interessantes Geschäftsmodell entwickelt haben.
Großes Potenzial
Cartec Autotechnik Fuchs GmbH bietet neben verschiedenen Smart-Repair-Systemen für den Innen- und Außenbereich mit dem WheelMaster-System ein komplettes System für die Felgenreparatur an. Geschäftsführer Roland Fuchs und Sohn Daniel Fuchs vertreten die Philosophie: Wenn ein Betrieb mehr Geld mit einer Reparatur als mit Austausch und Wegwerfen verdient, ist das nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll. Laut Daniel Fuchs findet sich in Deutschland ein Potenzial von über 31 Millionen beschädigten Alufelgen.
Neben Korrosionsschäden (rund 20 Prozent) sind Bordsteinkontakte die häufigste Ursache. "Viele der beschädigten Felgen finden sich in Räderhotels und -lagern, wo man einfachen Zugriff darauf hat und woraus sich viele viele Möglichkeiten eines Kundenangebots ergeben. Aus unserer Erfahrung nehmen durchschnittlich 30 Prozent der Kunden so ein Angebot an", so Daniel Fuchs. Darüber hinaus lohnt sich eine Felgenreparatur auch im Gebrauchtwagenbereich, wo beschädigte Räder oftmals hohe Nachlässe verursachen. Außerdem kann die Felgenreparatur als Dienstleistung für externe Kunden angeboten werden. Die bislang über 650 WheelDoctor-Partner profitieren dabei von einem von TÜV SÜD geprüften Konzept: "Wir bieten das derzeit einzige System, wo nicht nur die WheelDoctor-Maschine TÜV-zertifiziert ist, sondern auch das Verfahren vom TÜV geprüft und freigegeben ist", betont Daniel Fuchs.
In 15 Minuten wie neu
Cartec setzt auf das Prinzip des Rotationsschleifens. Dabei wird die glanzgedrehte Felge liegend auf dem WheelDoctor eingespannt und in Rotation versetzt. Von oben führt der Bediener die Schleifscheibe an einem Hebelarm auf das beschädigte Felgenhorn und schleift Kratzer bis zu einer Maximaltiefe von einem Millimeter ab, zunächst mit grober Scheibe, dann mit feiner Scheibe, um die Riefen zu entfernen. Ein spezielles Struktur- Pad, an die rotierende Felge gehalten, erzeugt die ursprüngliche Oberflächenoptik. Nach der Reinigung mit Spezialreiniger wird das behandelte Felgenhorn mit einer bis 850 Grad Celsius temperaturstabilen GlasKeramik-Versiegelung geschützt.
Dazu benötigt der Anwender nur 15 Minuten, auch weil das WheelMaster-System es erlaubt, in 90 Prozent der Fälle den Reifen auf der Felge zu lassen. Es wird nur die Luft abgelassen, der Reifen vom Felgenhorn abgedrückt und mit Folie geschützt. Eine zeitaufwendige Reifendemontage und -montage sowie Aus- und Einbau des RDKS-Sensors entfallen. Mit dem System lassen sich auch lackierte Felgen sowie glanzgedrehte Felgen vollflächig aufbereiten. Schäden, die tiefer in die Lackschicht gehen, dürfen sich dabei aber maximal 50 Millimeter vom Rand des Felgenhorns auf die Speichen erstrecken.
Neben dem WheelDoctor umfasst das modulare WheelMaster-System weitere Maschinen, um je nach Aufkommen die Prozesse zu beschleunigen. Der Wheelblower ersetzt das aufwendige händische Anschleifen der Felgen. Dank Wirbelstromverfahren erfolgt die Lackiervorbereitung besonders oberflächenschonend in nur zwei Minuten. Der Wheelpainter zur autarken Felgenlackierung sowie der Arbeitstisch Wheelworker runden das System ab.
Die Mainhattan Wheels GmbH in Dietzenbach bei Frankfurt ist Felgenproduzent und hat aus dem Herstellungsprozess ein CNC-Verfahren zur Felgenreparatur entwickelt. "Die Besonderheit bei unserer Art der Felgenreparatur liegt darin, dass wir die gleichen Prozesse und Maschinen wie bei der Felgenherstellung verwenden. Das bedeutet, dass wir ein nahezu originalgetreues Ergebnis erzielen und die Felge in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen", so Geschäftsführer Thomas Beez. Mit dem Verfahren können Felgenoberflächen jeder Art behandelt werden, ob glanzgedreht, lackiert oder pulverbeschichtet.
Vollautomatischer Prozess
Dank der selbst entwickelten Software können die CNC-Maschinen so gesteuert werden, dass sie nur im beschädigten Bereich, der laut Beez zu 99 Prozent am Felgenhorn liegt, Material abtragen und am Rest der Felge nur den Klarlack. "Wir nennen das ungleichmäßiges Überdrehen und können auf 1/1000 Millimeter steuern, wo wie viel Material abgetragen wird", erklärt Beez. Was kompliziert klingt, ist für den Anwender relativ einfach. Die Maschine erfasst zu Beginn per Tastsensor exakt die Kontur, am Rechner erfolgt lediglich eine schadenspezifische Anpassung. Der Prozess selbst erfolgt vollautomatisch, es sind keine Programmierkenntnisse notwendig.
Wie viel Materialabtrag möglich ist, wird individuell nach Bauart der Felge entschieden. "Man muss unterscheiden zwischen einer leichten Sportfelge oder einem Gussrad für SUV. Wir differenzieren nach Bauart der Felge und entscheiden dann, wie viel Material abgenommen werden kann. Maßstab sind dabei auch die Toleranzwerte aus unserer Felgenproduktion, die wir sehr restriktiv handhaben", erläutert Beez. Jedes behandelte Rad bekommt außerdem einen Prägestempel mit Data-Matrix-Code, um sicherzustellen, dass ein Rad nicht mehrfach bearbeitet wird.