Positive Bilanz in Sachen Sicherheit bei den Autos auf deutschen Straßen: Die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel (EM) ist um zwei Prozentpunkte auf 17,9 Prozent gesunken. Das geht aus dem aktuellen TÜV-Report 2022 hervor. Ebenfalls gesunken ist der Anteil der Pkw mit geringen Mängeln um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent, während die Zahl der Fahrzeuge ganz ohne Mängel von 67,9 auf 69,0 Prozent gestiegen ist.
Erstaunlich ist diese Entwicklung vor allem auch angesichts des durchschnittlich steigenden Alters der in Deutschland zugelassen Pkw. Laut Kraftfahrtbundesamt stieg das Durchschnittsalter von 2011 bis heute von 8,3 auf 9,8 Jahre. Der TÜV-Verband macht für den aktuell deutlichen Rückgang der Mängel neben einer allgemein steigenden Langlebigkeit der Fahrzeuge außerdem einen Corona-Effekt verantwortlich. In den TÜV-Report, der jährlich vom TÜV-Verband veröffentlicht wird, fließen die Ergebnisse alle Hauptuntersuchungen aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein. Von den aktuell über 9,6 Millionen Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2020 und Juni 2021 stammen beinahe 50 Prozent der Datensätze von TÜV SÜD.
Die Marken Mercedes und Audi dominieren erneut die Bestenliste im diesjährigen TÜV-Report. Wie in den beiden Vorjahren holte der GLC von Mercedes als das Auto mit der insgesamt niedrigsten Quote bei den erheblichen Mängeln (EM) den Gesamtsieg. Bei den zwei bis drei Jahre alten Fahrzeugen wurden bei lediglich 1,5 Prozent aller untersuchten GLC erhebliche Mängel festgestellt.
Auch in anderen Kategorien haben durchweg Modelle deutscher Marken die ersten Plätze belegt. Erfolgreichster Mängelzwerg der Altersklasse der Vier- bis Fünfjährigen ist der Audi Q2 (2,1 Prozent), bei den sechs bis sieben Jahre alten Fahrzeugen landete wie in den Vorjahren der Porsche 911 mit 3,3 Prozent auf Platz eins, während sich der Audi TT in den Altersklassen acht bis neun Jahre sowie zehn bis elf Jahre mit 7,7 bzw. 12,5 Prozent an die Spitze setzte.
Bei den Mängelriesen finden sich alte Bekannte wie der Dacia Logan in den Altersklassen zwei bis drei Jahre sowie zehn bis elf Jahre mit EM-Quoten von 11,6 bzw. 36,8 Prozent.
Immer noch Sorge bereiten die Themenbereiche Licht und Fahrwerk, dort gibt es lediglich geringe Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hier fällt besonders auf: Fahrwerksmängel sind nicht nur bei günstigeren oder ganz alten Autos zu finden. Selbst Modelle deutscher Premiumhersteller fallen nicht selten bereits in den ersten Jahren durch höhere Mängelquoten beim Fahrwerk auf. Denn immer mehr Komfort und Sicherheit in den Fahrzeugen sowie mehr Fahrdynamik und immer schwerere Autos fordern hier ihren Tribut, so das Fazit der Prüfspezialisten von TÜV SÜD.
- Ausgabe 12/2021 S.46 (241.6 KB, PDF)
Fragen an ...
asp: Wie fällt Ihr Resümee zum TÜV Report 2022 aus?
Jürgen Wolz: Mehr Hauptuntersuchungen, weniger erhebliche Mängel – das ist zusammengefasst das Ergebnis. Ein wichtiger Grund für sinkende Mängelquoten ist das sich wandelnde Mobilitätsverhalten. Car-Sharing, Abo-Fahrzeuge oder Dauervermietung – für solche Fahrzeuge gibt es Wartungsverträge. Ein weiterer Grund ist eine pandemiebedingt reduzierte Laufleistung.
asp: Am Fahrwerk gab es vergleichsweise viele Beanstandungen. Woran liegt das?
J. Wolz: Die Fahrwerke sind wesentlich komplexer geworden. Größere und schwerere Fahrzeuge erfordern Leichtbau auch bei Achskomponenten. Dazu kommt ein ständig steigender Kostendruck. Komfort, Sicherheit, Kosten – das ist das Dreieck, das Fahrwerksentwickler austarieren müssen. Die hohe Komplexität des Fahrwerks und mehr Kilos führen wiederum dazu, dass ein unachtsamer Umgang wie Bordsteinrempler oder mangelnde Wartung sich schneller bemerkbar machen und dann von den Sachverständigen bemängelt werden.
asp: Es gab auch Ausreißer in der Kompakt- und Mittelklasse. Was sind hier die Gründe?
J. Wolz: Bei den günstigeren Modellen sind Wartungsverträge weniger verbreitet. Zudem sind diese Autos eher im harten Kurzstreckenalltag, oft auch in der Stadt, unterwegs.