Sie schaltet sich ein, wenn man sie nicht braucht - und manchmal auch aus, wenn man sie dringend braucht. Die Start-Stopp-Automatik ist eine dieser Technologien, die in unseren Autos meist unbemerkt arbeitet und damit einen wichtigen Beitrag zur Effizienz leistet. In Europa gehört sie heute zur Standardausstattung von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Für die Elektromobilität wird sie jedoch, wie viele andere Errungenschaften der Verbrennerwelt, überflüssig.
Das Prinzip der Start-Stopp-Automatik ist einfach: Kommt das Auto zum Stillstand - etwa an einer roten Ampel oder im Stau - schaltet das System den Motor automatisch ab. Oft geschieht dies, während das Fahrzeug noch rollt. Sobald der Fahrer die Kupplung tritt (bei Schaltgetriebe) oder die Bremse löst (bei Automatikgetriebe), wird der Motor wieder gestartet. Das häufige Deaktivieren spart Kraftstoff und senkt die Emissionen - vor allem im Stadtverkehr, wo viele Stopps auf jeder Strecke normal sind. Die Hersteller sprechen von Einsparungen zwischen drei und zehn Prozent des Verbrauchs im realen Fahrbetrieb. Vor allem bei Typprüfungen nach WLTP lassen sich mit Start-Stopp relevante CO₂-Reduktionen erzielen - ein wichtiges Argument in Zeiten strenger Flottengrenzwerte. Ein weiterer Vorteil: Die Lärmemissionen stehender Fahrzeuge werden deutlich reduziert, was sich vor allem an Ampelanlagen positiv bemerkbar macht.
Start-Stopp-Automatik: Keine neue Idee
Die Idee, Pkw-Motoren automatisch abzuschalten, ist nicht neu. Bereits in den 1980er Jahren arbeiteten Hersteller mit dieser Technik. Toyota baute sie in den Crown ein, VW testete sie im Polo Formel E. Massentauglich wurde sie aber erst durch Fortschritte in der Sensorik, der Bordelektronik und der Batterietechnik. Ende der Nullerjahre gehörte sie bereits zum Standardrepertoire vieler Hersteller. Heute ist die Start-Stopp-Automatik serienmäßig in fast jedem neuen Benzin- oder Dieselfahrzeug in Europa montiert. In Märkten mit weniger strengen Emissionsvorschriften ist sie dagegen weniger verbreitet.
Technik verstehen - Vom Scheinwerfer zum Elektromotor

Herzstück ist ein besonders robuster Anlasser oder - je nach System - ein Startergenerator, dem auch viele Startzyklen nichts ausmachen. Unterstützt wird die Technik durch ein intelligentes Batteriemanagement, das Ladezustand und Energiebedarf permanent überwacht. Häufig kommen leistungsstärkere und teurere AGM- oder EFB-Batterien zum Einsatz, da herkömmliche Blei-Säure-Batterien den Belastungen nicht standhalten würden. In den mittlerweile weitverbreiteten Mildhybriden mit 48-Volt-Bordnetz sorgen meist Riemen-Starter-Generatoren (RSG) für ein geräusch- und vibrationsarmes Starten des Motors. Gleichzeitig gewinnen diese Hybridlösungen beim Bremsen Energie zurück (Rekuperation) und sorgen für zusätzliche Effizienz.
Die Technik hat aber auch ihre Schattenseiten. Die häufigen Motorstarts belasten Anlasser, Batterie und Peripheriekomponenten. Das erfordert zusätzliche Hardware und führt zu höheren Kosten - sowohl bei der Herstellung als auch im Servicefall. Wer zum Beispiel eine neue Starterbatterie braucht, muss bei Start-Stopp-Fahrzeugen auf deutlich teurere Stromspeicher zurückgreifen. Manche Autofahrer klagen über spürbare Vibrationen oder Verzögerungen beim Wiederanlassen, vor allem bei älteren Systemen.
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Und längst nicht alle Autofahrer sind mit der bevormundenden Technik zufrieden. Manche empfinden das Abschalten des Motors als unangenehm oder störend - etwa wenn sie im dichten Stadtverkehr häufig anhalten müssen. Die Sorge vor vorzeitigem Verschleiß oder verzögertem Ansprechverhalten beim Anfahren veranlasst viele, das System bewusst abzuschalten - sofern die Option vorhanden ist. Bei vielen Modellen wird die Automatik jedoch bei jedem Neustart des Fahrzeugs wieder aktiviert. Einige Hersteller bieten inzwischen die Möglichkeit, das Verhalten - auf Wunsch des Fahrers und mit entsprechender Codierung - dauerhaft anzupassen.
Auch in extremen Klimasituationen (z. B. im Hochsommer bei eingeschalteter Klimaanlage) wird das System aus Komfortgründen gerne deaktiviert. Bei kaltem Motor, niedrigem Batterieladezustand oder bestimmten Fahrzuständen bleibt der Motor sogar automatisch an - die Steuerung ist bewusst vorsichtig ausgelegt, um Verschleiß zu reduzieren.
Mildhybride integrieren die Start-Stopp-Funktion nahtlos in ihre Systemlogik, teilweise sogar mit „Segelbetrieb“ und vorausschauender Steuerung. Mit dem wachsenden Anteil von Plug-in-Hybriden und reinen Elektrofahrzeugen wird die Start-Stopp-Automatik jedoch zunehmend obsolet. Bei Elektroautos gibt es schlicht keinen Leerlaufbetrieb mehr - der Antrieb ist nur dann aktiv, wenn er tatsächlich gebraucht wird.